Das Haus- oder Papiertheater war eine beliebte Unterhaltungsform in den bürgerlichen Salons des Biedermeier in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Viele Opern und Dramen, die zensurbedingt in der Öffentlichkeit nicht gespielt werden durften, fanden hier ein begeistertes Publikum. Erst Ende des Jahrhunderts fand es seinen Weg in die Kinderzimmer und in die Welt der Märchen.
Das Kleine Salontheater Dresden, nachgebaut nach einem Original von ca. 1890, greift diese Tradition auf. Architektonisches Vorbild ist die Guckkastenbühne mit ihren Gassen und Prospekten, welche dreidimensionale Illusionsräume von erstaunlicher Tiefenwirkung erzeugt. Und dies bei einem Raummaß von 50 cm in Breite, Tiefe und Höhe. Alles in allem ist dieses historische Kleinod mit seinem handgemachten, originellen Spiel eine ungemein fantasievolle Theaterform, die in uns im Zeitalter von TV und Computer in ihrer naiven Weltsicht ein Stück verlorener Kindheit wieder erweckt.
Wohl jeder kennt die Geschichte der Drei Haselnüsse für Aschenbrödel.
Das arme, geschundene Mädchen befreit sich mit Mut und Witz aus einer schier aussichtslosen Lage im Hause der bösen Stiefmutter und gewinnt am Ende ihren Prinzen. Die verschlagene Stiefmutter samt ihrer hochnäsigen und faulen Tochter Dorchen gehen leer aus und erhalten obendrein ihre verdiente Strafe. Zwar helfen die Zauberkraft der Haselnüsse und die Weisheit der Eule Rosalie kräftig mit, aber Aschenbrödel muß selbst ihr Herz in die Hand nehmen, um ihr Glück zu finden. Dann gibt es auch ein Happyend.
Das Märchen von Bozena Nemcova spielt fantasievoll mit Motiven des uralten, europaweit verbreiteten Märchens vom Aschenputtel. Die Fassung unseres Tischtheaters greift die Geschichte der Autorin auf und verknüpft sie mit ihren Ursprüngen zu einem zauberhaften Erlebnis für jung und alt. Die besondere Spielform verweigert jedoch das simple Nachspielen der filmischen Vorlage, besitzt aber durch Charme, Witz, eine überraschende Handlungsvielfalt und die Nähe zum Zuschauer eine besonderen Reiz.