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GESCHICHTE

Haus Görlitz

Vor 173 Jahren als Ort der unabhängigen Kunst und Gedankenfreiheit erbaut: Am
2. Oktober 1851 wurde das Görlitzer Theatergebäude am Demianiplatz mit Friedrich
Schillers Drama Don Karlos eröffnet. Heute produzieren und spielen hier und von hier
aus die Tanzcompagnie, das Musiktheaterensemble und die Neue Lausitzer Philharmonie mit
mehr als 300 Vorstellungen und Konzerten pro Jahr.‎

Grundsteinlegung und Erbauung

In Görlitz bespielten reisende Gasttheater zunächst einen im Hinterhof der heutigen Neißstraße 26 gelegenen Bühnenraum. 1847 führte jedoch ein schwerer Theaterbrand in Karlsruhe zu genaueren behördlichen Kontrollbemühungen und in deren Folge auch zur Schließung der Görlitzer Spielstätte. Doch bereits 1849 diskutierte die Görlitzer Stadtverordnetenversammlung über die Pläne für den Neubau eines Theaters. Am 1. Juni 1850 fand die Grundsteinlegung statt und unter der Leitung des Maurermeisters Gustav Kießler begann der Bau des Theaterneubaus. Bereits nach 1 Jahr und vier Monaten Bauzeit wurde das Haus am 2. Oktober 1851 mit Schillers Oper Don Carlos feierlich eröffnet.

Das Görlitzer Stadttheater als Grenzlandtheater

Auch das Görlitzer Theater bekam in den 1930er-Jahren die zweifelhafte Auszeichnung als Grenzlandtheater und in den darauffolgenden Jahren bis zum Krieg kam die ursprünglich starke bürgerliche Verwurzelung und damit die identitätsstiftende Kraft des Theaters nahezu vollkommen zum Erliegen.

Wiedereröffnung und Fusion

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges zählten sowohl Görlitz als auch Zittau zu den wenigen Theaterstandorten in Deutschland, deren Häuser das Kriegsende zumindest baulich nahezu unversehrt überstanden und an denen eine relativ schnelle Wiederaufnahme des Spielbetriebes möglich war. So erlebte Görlitz im Juni 1946 die erste Wiedereröffnung eines deutschen Theaters nach dem Krieg überhaupt. Im Juli 1946 beschloss der Görlitzer Stadtrat die Umbenennung des Theaters in Gerhart-Hauptmann-Theater. 1963 kam es zu einem Zusammenschluss zwischen dem Zittauer Stadttheater und dem Görlitzer Gerhart-Hauptmann-Theater. 1988 folgte die Trennung der beiden Häuser und erst 2011 kam es zu einer erneuten Fusion der Standorte unter dem Namen Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau.

Haus Zittau

Nach dem verheerenden Brand der Spielstätte in der Nachbarschaft des Zittauer Salzhauses wurde das neue Theatergebäude in den Jahren 1935/­36 erbaut und am 27. September 1936 mit Carl Maria von Webers Oper Der Freischütz als Grenzlandtheater Zittau eröffnet. Heute ist das Haus Standort der Schauspielsparte unseres Theaters, das hier, im Klosterhof und auf der Waldbühne Jonsdorf rund 300 Vorstellungen pro Jahr spielt.‎

Das alte Stadttheater

Nachdem über lange Zeit das Bedürfnis der Zittauer nach Theater mit Aufführungen von Wanderbühnen gestillt worden war, taten sich Anfang des 19. Jahrhunderts unter Einfluss der frühen Aufklärung eine Gruppe Bürger zusammen, um der Stadt ein festes Theatergebäude zu bescheren, das 1802 eröffnet wurde. Die Zittauischen Wöchentlichen Nachrichten vermelden in ihrer Nummer vom 30.10.1802: „Am vergangenen Montage, dem 25.sten Oct. wurde bey einer zahlreichen Anwesenheit fremder und einheymischer Zuschauer in unserem neuerbauten Schauspielhause die erste Vorstellung gegeben. Mit einem allegorischen Vorspiele unter dem Titel: Musen Feier, von Hrn. Ernst Grosmann verfertiget, wurde die Bühne eröffnet, sodann folgte: Verbrechen aus Ehrsucht, ein ernsthaftes Familiengemälde von Iffland. – Gewiss verließ jeder diesen Ort des Ernstes und der Freude in der angenehmsten, zufriedensten Stimmung, überrascht durch die Schönheit des Hauses und befriedigt durch die gute Darstellung der aufgeführten Stücke.“Der erste Besitzer Rosenkranz meldete 1820 Konkurs an, so dass 1822 der spätere Bürgermeister Just zusammen mit einigen Bürgern eingriff und Haus und Ländereien für einen Bruchteil der Baukosten erwarb. Die Theaterräume wurden an gastierende Schauspielergesellschaften verpachtet. 1853 kaufte der Rat der Stadt Zittau das Theater für ein Fünftel des Anschaffungspreises. 1904 wurde das Gebäude gründlich umgebaut. Wandelgänge, Treppenanlagen und Ausgänge (von denen Reste im Grundstück August-Bebel-Platz 15 noch zu besichtigen sind) wurden erneuert. Auch eine elektrische Bühnenbeleuchtung wurde eingebaut, die 1922 wieder auf den neuesten Stand der Technik gebracht wurde. Anlässlich des 125jährigen Bestehens ist das Theatergebäude noch einmal einer gründlichen Instandsetzung unterzogen worden. Doch allen Sicherheitsvorkehrungen zum Trotz ertönte in der Nacht vom 3. zum 4. März 1932 der Schreckruf: „Das Theater brennt!“

Theaterbrand und Neubau

Es gab nichts mehr zu retten. Das einzige, was die Feuerwehr verhindern konnte, war, dass der Brand auf die Nebengebäude übergriff. Nur ein Teil der Kostüme und Requisiten konnte aus dem seitlichen Anbau geborgen werden. Alles andere – Bühne und Zuschauerraum, Schnürboden und Orchester, Kulissenlager, Logen, Ränge, Galerien – war ein wüster Trümmerhaufen. Immer wieder tauchte die Vermutung auf, dass das Theater einer Brandstiftung zum Opfer gefallen war, dafür fehlen aber bis zum heutigen Tage alle Beweise. Die Trümmer des Theaters schwelten noch, da erschien in einer Sonderausgabe der Zittauer Morgenzeitung schon der Aufruf: „Jetzt gilt zweierlei: Der Direktion und den Mitgliedern des Zittauer Stadttheaters über die nächste schwere Zeit zu helfen, es gilt, - ein neues Theater für Zittau zu schaffen.“ Eine Interimsspielstätte wurde im Saal der Gaststätte Lindenhof geschaffen, das neue Theater fand seinen Platz an der Augustusallee, heute Theaterring. Am 27.09.1936 wurde es, nun unter dem Namen Grenzlandtheater, mit Webers Freischütz eröffnet. Am 29.09.1936 folgte die Premiere von Goethes Egmont.

Das neue Haus - Grenzlandtheater

In den Jahren, die zwischen dem Brand des alten Stadttheaters und dem Bau des neuen Grenzlandtheaters lagen, hatte der Faschismus die Macht ergriffen. Der Kreisleiter der faschistischen NSDAP und der Intendant hatten in einem „Leitwort“ zur Festschrift das Programm des neuen Theaters verkündet, welches übrigens das Programm aller Theater im damaligen Deutschland war: „Ziel sei eine neue künstlerische Blütezeit; es werde nun endlich Schluss gemacht mit dem volksfremden, undeutschen Spielplan und den intellektuellen Experimenten.“ Neben einer Reihe zeitloser Repertoirestücke und neu produzierten tagespolitischen Machwerken bemächtigten sich die Naziideologen vor allem jener Werke der klassischen Weltliteratur (insbesondere der „nordischen“), mit denen sie nach ihrer Meinung „Völkisches Gedankengut“ und „den Nordischen Rassegedanken“ vermitteln zu können glaubten. Bekanntlich missbrauchten sie dazu eine Reihe von Werken des nationalen, klassischen Erbes wie Wagner, Kleist und andere. Lange dauerte die neue Grenzlandtheaterherrlichkeit nicht. Am 31.08.1944 wurde die Zittauer Bühne wie alle Theater im „Reich“ geschlossen. Als eines der ersten Theater in der damaligen sowjetischen Besatzungszone öffnete unser Haus – nun wieder als Stadttheater Zittau – im Juli 1945 seine Pforten.

Vom Stadttheater zum Gerhart-Hauptmann-Theater

Aus Wehrmachtswerkstätte und Flüchtlingsheim wurde wieder ein Theater. “Hier muss viel gutgemacht werden. Unser Theater hat die Aufgabe, das vom Faschismus befreite Volk wieder zu den Quellen echter Kunst zu führen.“ (aus der Festschrift zum 150-jährigen Theaterjubiläum von 1952). Auffallend in den ersten Jahren ist die rasche Folge von Premieren, die Leute mussten alle 2 Wochen ins Theater gehen, um alle Stücke sehen zu können. Im Jahre 1964 kam es zur Zusammenlegung des Stadttheaters in Zittau mit dem Gerhart-Hauptmann-Theater in Görlitz. Ziel war es, die Ensembles zu vergrößern und die künstlerische Qualität zu verbessern. Zittau wurde der Sitz des Schauspielensembles, Görlitz beherbergte Musiktheater und Ballett. Sozialistisches Volkstheater als Hauptlinie des Spielplans bestimmte die Bemühungen der damaligen Theaterleitung. 1988, nachdem die Zusammenarbeit zwischen den Theaterbestandteilen des Gerhart-Hauptmann-Theaters Görlitz/­­Zittau immer schlechter geworden war, wurde mit Hilfe des Rates des Kreises Zittau und des Rates der Stadt Zittau die Trennung des Theaterkombinates vollzogen. Der damalige Leiter des Hauses, Rüdiger Götze, wurde Intendant des Gerhart-Hauptmann-Theaters Zittau, dessen Existenz in den kommenden Jahren immer wieder bedroht war. So ereignete sich unter der Intendanz von Manfred Haacke, 1991 bis 1995, eine in der Theatergeschichte einmalige Rettungsaktion: Alle Mitarbeiter des Hauses gingen für 2 Jahre freiwillig in ABM (Arbeitsbeschaffungsmaßnahme) . Zittau wurde so das erste ABM-Theater der Bundesrepublik und 1993 eine GmbH. Nach der Interimsleitung von Dietrich Zimmermann, Jutta Maria Winkler und Andreas Neu wurde Klaus Stephan Intendant des Zittauer Theaters. Trotzdem es ihm gelang, die Zuschauergunst zurückzugewinnen, stand das Theater erneut vor dem Aus. Peter Hesse und Thomas Gampe vom Landratsamt haben besonders große Verdienste am Erhalt des Hauses, das von 2001 bis 2009 von Roland May geleitet wurde. Seit der Spielzeit 2009/­­2010 ist Carsten Knödler der neue Intendant des Zittauer Gerhart-Hauptmann-Theaters. Mit einem abwechslungsreichen und anspruchsvollen Programm, mit Erfolgskomödien bis zeitgenössischen Stücken, begeistert der Spielplan das wunderbare Zittauer Publikum, das seinem Theater seit nunmehr über 200 Jahren die Treue hält.

Sommertheater und Waldbühne

Schon vor über hundert Jahren besaß Zittau ein Sommertheater. Es wurde vom ersten Restaurateur der Bahnhofswirtschaft namens Rindfleisch im Garten seines Nachbarn, in dem späteren Restaurationsgarten, der Burg, errichtet, etwa dort, wo jetzt der Bahnhof der Zittauer Schmalspurbahn in Oybin steht. Als Platz eines zweiten Sommertheaters wird im Theaterjournal von 1852 der Zestermannsche Garten erwähnt, der an der Stelle des Hotels Reichshof bestand. Anfang der 60er Jahre des 19. Jahrhunderts errichtete Karl Zimmermann im Grundstück Frauentorstraße 10 ebenfalls ein Sommertheater. Dort haben in einem gedeckten Raum bis nach dem Krieg 1870/­­71 in jedem Sommer gute Gesellschaften gespielt. Seit 90 Jahren bietet das Zittauer Theater eine andere Besonderheit: die Freilichtbühne. Lange vor der Gründung der Waldbühne Jonsdorf war das Waldtheater Oybin neben Thale eine der ersten deutschen Naturbühnen. Erst der Oybiner Erfolg gab das Signal, dass die Naturtheater wie Pilze aus dem Boden schossen. Am Pfingstsonntag 1911 wurde als erste Vorstellung Goethes Iphigenie auf Tauris gespielt. Die Schauspieler waren unter einer künstlerischen Leitung für die Saison verpflichtet, erst 1923 wurde das Waldtheater dem Zittauer Stadttheater fest angegliedert. Es klingt heute unglaublich, dass die Zuschauer zu Tausenden per Bahn von Leipzig, Dresden und noch weiter hergefahren kamen, um sich im Waldtheater, das für die Zuschauer völlig ohne Komfort war, eine Aufführung anzusehen. Durchschnittlich 5000 Zuschauer sahen eine Vorstellung und es wurden fast ausschließlich klassische Stücke gespielt, wie Wallensteins Lager, Wilhelm Tell, Sappho von Grillparzer und andere. Heute spielt das Ensemble des Gerhart-Hauptmann-Theaters alljährlich in den Sommermonaten auf der Waldbühne Jonsdorf. Wenn auch kein vieltausendköpfiges Publikum mehr gleichsam eine Wallfahrt zum Ort des theatralischen Geschehens antritt, hat dieses Theater im Freien fraglos seinen besonderen Reiz für Ausflügler und Urlauber behalten.
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