Auf nach Paris! Es geht um Geld und Geiz. Mehr um den Geiz, jene übertriebene Sparsamkeit, die in der christlichen Theologie als eines der sieben Hauptlaster galt und gilt, als um jene goldenen Münzen, die der Geizhals Harpagon in einer Kassette im eigenen Garten vergraben hat: 10.000 an der Zahl, ein Haufen Geld, um den er sich nun Tag und Nacht ganz schrecklich sorgt. Denn ängstlich ist er ohne Frage auch. Und misstrauisch: Jeder und jede wird verdächtigt, ihn bestehlen zu wollen, selbst seine eigenen Kinder. Die brauchen auch dringend Bares, wollen jedoch am liebsten raus aus des Vaters Haus und deshalb heiraten: Élise, die Tochter, Valère, einen grundehrlichen Mann aus Neapel, der Sohn Cléante die Schwester Valères, Mariane, ein ausgesprochen sympathisches Mädchen.
Harpagon hat natürlich andere Pläne. Und vor allem dürfen diese wenig kosten: Élise soll ohne Mitgift unter die Haube und Valére eine alte, reiche Witwe heiraten. Harpagon selbst dagegen hat es auf die junge Mariane abgesehen. Dass dieses Kalkül nicht aufgehen darf, ist klar, bringt aber unendlichen Spaß, weil der Theaterprofi Jean-Baptiste Poquelin alias Molière seinerzeit klug und mit grandiosem Humor so herrliche Verwicklungen, Irrwege und Gags in die beim alten Griechen Plautus ausgeborgte Handlung hineingeschrieben hat.
Damit wir uns noch heute darüber freuen und köstlich amüsieren können, inszeniert Schauspieldirektor Ingo Putz das 1668 im Théâtre du Palais-Royal, dem Stammhaus der Molièreschen Komödiantentruppe in Paris, uraufgeführte Meisterwerk mit frischem Blick auf den Klassiker für die Große Bühne.