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EIN NUSSKNACKER

Tanzstück von Massimo Gerardi | URAUFFÜHRUNG
Mit Musik von Peter Tschaikowski
In dieser Neuinterpretation des Balletts „Der Nussknacker“ wird nicht nur eine eigensinnige Deutung des klassischen Stoffes präsentiert, sondern das Publikum dazu angeregt, sich mit den allgegenwärtigen Aspekten des Konsumismus auseinanderzusetzen, die heutzutage die Weihnachtszeit tiefgreifend prägen.

Die Bühne verwandelt sich in das Spiegelbild einer Gesellschaft, die von zwanghaftem Konsum durchdrungen ist. Sie wird zur Plattform, auf der humorvolle Szenen durch das Medium des zeitgenössischen Tanzes entstehen. In diesem Umfeld begegnen sich die zwei gegensätzlichen Hauptfiguren, die trotz vergeblicher Annäherungsversuche ihre eigenen Lebensprioritäten enthüllen.

Im Verlauf der Handlung begibt sich eine der Figuren auf eine tiefgreifende Reise der Transformation, die sie zu bedeutungsvolleren Werten wie menschliche Nähe und Zuneigung führt. Diese thematische Verschiebung unterstreicht die Bedeutung zwischenmenschlicher Verbindungen und eröffnet eine neue Perspektive des Stückes und gleichzeitig die Frage nach den wahren Werten unserer Gesellschaft.

Die Inszenierung führt das Publikum nicht nur durch eine emotionale Erkundung, sie fordert es auch auf, über die grundlegende Natur menschlicher Beziehungen nachzudenken. Durch das Eintauchen in eine breite Palette von Emotionen geht dieses künstlerische Unterfangen über eine bloße Aufführung hinaus und macht das Publikum zu Teilnehmern der Reflexion über die Dynamiken unserer konsumorientierten Gesellschaft.‎
Fotos: Pawel Sosnowski
Besetzung

Leitungsteam



Choreografie und Idee
Massimo Gerardi

Musik: Peter Tschaikowski
Live-Musik (Klavier): Narihito Mukeda

Ausstattung
Michele Lorenzini

Choreografische Assistenz /­
Co-Choreograf einer Szene im Stück
Jonathan Alexander Reimann

Videoprojektionen
Thorsten Buchholz
Bühnenmeister
Jens Pöschel

Assistenz der Tanzleitung
Ilka Bothe

Regieassistenz /­ Inspizienz
Piotr Ozimkowski
Bewertungen & Kommentare
Ich finde es ehrlich gesagt etwas dreist, dieses Stück als eine "Neuinterpretation des Ballets 'Der Nussknacker'" zu beschreiben. Mit dem Ballett hat diese Produktion nur gemein, dass Tschaikowskis Stücke von einem Pianisten gespielt werden. Die Tänze und die "Handlung" sind jedoch völlig andere. So kommt ein Nussknacker bis auf die allererste Minute zu keinem Zeitpunkt vor - da erzählt ein Nussknacker kurz einleitend die Handlung des Originals, nur um dann vom Pianisten mit einem lauten "STOPP!"-Ausruf unterbrochen und beiseitegestellt zu werden. Von da an handelt es sich hier um ein komplett neues Werk. Ich will keine Böswilligkeit unterstellen, aber man könnte meinen, das Werbeplakat und der Titel "EIN Nussknacker" seien hier bewusst gewählt worden, um Leute in die Irre zu führen und Zuschauer anzuziehen, die eigentlich das Ballett "DER Nussknacker" sehen wollen. Das erinnert schon fast an die Filmschmiede "The Asylum", die Low-Budget-Abklatsche von Hollywoodfilmen produziert und mit ähnlich klingenden Titeln versieht: Da wird beispielsweise "Transformers" zu "Transmorphers" oder "Paranormal Activity" zu "Paranormal Investigations".

Das Stück enthält neben der Einleitung keinerlei gesprochene Worte. Stattdessen wird hier 90 Minuten lang getanzt. Die etwa zehn Tänzer machen dabei ausladende Bewegungen mit ihren Armen und Beinen, springen immer wieder in die Höhe und rollen sich über den Boden. Das ist sportlich beeindruckend, aber für mich als Laien nicht unbedingt schön. So gab es häufig Segmente, bei denen alle Tänzer verschiedene Bewegungen wild durcheinander machten, ohne dass es für mich eine erkennbare Choreographie gab. Das erinnerte mich zuweilen eher an Tanztherapie als an eine Performance im Takt zur Musik.

Eine Handlung gab es meiner Meinung nach überhaupt nicht. Hätte ich im Anschluss nicht den Beschreibungstext gelesen, hätte ich nicht verstanden, worum es geht. So war mir nicht mal klar, dass es zwei Hauptfiguren gab, die zueinander finden. Darin gar eine "Transformation (...) zu bedeutungsvolleren Werten wie menschliche Nähe und Zuneigung" zu sehen, ist für den Zuschauer unmöglich. Für mich erkenntlich war lediglich die Konsumkritik im ersten Akt - aber auch nur, weil sie so plump war. So hantierten die Tänzer im ersten Akt viel mit Shoppingbeuteln herum während im Hintergrund bekannte Werbeslogans wie "Have it your Way" (McDonalds) und "Nothing is impossible" (Toyota) über die Bühne liefen. (Bezeichnend übrigens, dass die englischen Versionen dieser Slogans verwendet wurden und nicht die deutschen. Diejenigen Zuschauer ohne Englischkenntnisse werden diese Slogans wohl nicht erkannt haben und damit auch das letzte Quäntchen "Handlung" verpasst haben.) Durch die aufdringliche Inszenierung war immerhin verständlich, dass das Stück Konsumkritik üben sollte - aber mangels gesprochener Worte war dies auch nicht intelligenter als der Deutschaufsatz eines anti-kapitalistischen Zehntklässlers.
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