Ich habe mich bei dieser Nussknacker-Version angenehm unterhalten gefühlt. Mit der Grundidee, dass Einkaufen und Konsumieren nicht unbedingt glücklich machen und eher die zwischen-menschlichen Begegnungen das sind, was zählt, komme ich gut klar. Vielleicht war's manchmal etwas plakativ, aber das Verheddern in den Einkaufstüten, die temporeiche Video-Einkaufsszene und im zweiten Teil u.a. der intensive Tanz auf dem "fliegenden" Teppich fand ich ziemlich überzeugend...und außerdem ist bald Weihnachten, da kann man an einfache Wahrheiten schon mal erinnern. Am Anfang dachte ich, oh, nur ein Klavier, nach fünf Minuten hatte ich das Orchester nicht mehr vermisst. Richtig toll fand ich Bühnenbild und Kostüme, die drei Türen, die gleichzeitig für die Videoprojektion taugen, dann umgedreht (?) als Möbel einer Architectural Digest-Ausgabe Ehre machen würden...für mich war's der erste Theaterbesuch in Görlitz und bestimmt nicht der letzte. Dankeschön.
In dieser Neuinterpretation des klassischen Balletts „Der Nussknacker“ wird das Publikum auf eine eindrucksvolle Reise mitgenommen, die weit über die traditionellen Grenzen des Weihnachtsmärchens hinausgeht. Die Inszenierung, die sich mit den Themen Konsumismus und zwischenmenschliche Beziehungen auseinandersetzt, schafft es, die festliche Atmosphäre der Weihnachtszeit in ein kritisches Licht zu rücken.
Mit einer gelungenen Mischung aus Humor und zeitgenössischem Tanz gelingt es den Choreografen, die Absurditäten des Konsumverhaltens auf eine Weise darzustellen, die sowohl unterhaltsam als auch nachdenklich stimmt. Die beiden Hauptfiguren, die in ihren eigenen Lebensprioritäten gefangen sind, bieten einen spannenden Kontrast zueinander. Ihre vergeblichen Annäherungsversuche sind nicht nur komisch, sondern auch tiefgründig, da sie die Kluft zwischen oberflächlichem Konsum und der Sehnsucht nach echter menschlicher Verbindung verdeutlichen.
Diese Entwicklung wird durch eine eindrucksvolle Choreografie und bewegende Musik untermalt, die das Publikum in ihren Bann zieht.
Insgesamt ist diese Neuinterpretation von „Der Nussknacker“ ein mutiger und zeitgemäßer Beitrag zur Tanzkunst, der sowohl unterhält als auch zum Nachdenken anregt. Sie ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie Kunst als Plattform für gesellschaftliche Reflexion dienen kann. Ein absolutes Muss für alle!
Ich habe rundherum einen netten Abend verbracht.
An sich hatte ich keine spezifischen Erwartung, weil es für mich ein Überraschungsbesuch war.
Beim Betreten vernahm ich nur den Titel "Nussknacker" und freute mich daraufhin auf ein wenig weihnachtliche Einstimmung.
Als anfangs der Choreograph erklärte, dass man nach dem Stück zur Gesprächsrunde ins Obergeschoss mit ihm und den Darstellern ins Gespräch kommen kann, kam kurze Irritation auf, dass der Choreograph spricht und nicht etwa der Produzent des Stücks.
Meine Verwirrung wurde dann in den ersten Minuten aufgelöst, da nur getanzt wurde - Contemporary Art, was ich tatsächlich als ästhetisch empfinde. (In der Fülle war es mir dann aber doch etwas viel.)
Ich habe mich während der Pause belesen, was es mit dem Stück auf sich hat und war überrascht vom Begriff Tanztheater, denn Theater mit Mono- oder Dialogen gab es nicht.
Inhaltlich hat mich das Stück leider auch nicht überzeugen können, da die Konsumkritik im ersten Akt Alles einnahm und für mich auch nicht wirklich neue Aspekte enthielt, die mich in irgendeiner Weise berührten.
Möglich, dass es auch an der Perspektive auf die Bühne lag. Der Blick war von meinem Platz eingeschränkt. Die Personen, die unten saßen, haben von dem furiosen Mittelpart, als die Gutscheine verteilt wurden, am meisten mitbekommen und konnten so mit einbezogen werden. Kann sein, dass das dann doch sehr eindrucksvoll erschien von ihren Plätzen aus. Jedenfalls wurde von da an häufiger geklatscht.
Die beschriebene Transformation war für mich auch nicht wirklich erkennbar. Scheinbar spielte sie sich innerhalb eines Traumes ab, denn die m.E. betreffende Person ging zu Bett und im Vordergrund spielte sich die Tanzszenerie ab. Ich hätte bei der Transformation innerhalb des Tanzes dann doch erwartet, dass sich ggf. die Bewegungen, Kostümierung ect. dieser Person verändern oder dass ggf. noch deutlicher herauskommt, welche Rolle eigentlich die anderen Personen spielen - waren sie nur Sinnbild dessen, was sich in ihrem Kopf abspielt? -Wenn dem so war, empfände ich eine deutlicheres Abgrenzen, wer was darstellt, als angebracht.
Am Ende war ich zwar nicht weihnachtlich gestimmt und der Inhalt hat mich nicht gereizt, andererseits gab das Stück viel Gesprächsstoff, vor allem was Komposition und Darstellung betrifft. Die Ästhetik der Tanzenden hat, denk ich, für mich, auch zu einem halbwegs positiven Gesamteindruck geführt.
Ich finde es ehrlich gesagt etwas dreist, dieses Stück als eine "Neuinterpretation des Ballets 'Der Nussknacker'" zu beschreiben. Mit dem Ballett hat diese Produktion nur gemein, dass Tschaikowskis Stücke von einem Pianisten gespielt werden. Die Tänze und die "Handlung" sind jedoch völlig andere. So kommt ein Nussknacker bis auf die allererste Minute zu keinem Zeitpunkt vor - da erzählt ein Nussknacker kurz einleitend die Handlung des Originals, nur um dann vom Pianisten mit einem lauten "STOPP!"-Ausruf unterbrochen und beiseitegestellt zu werden. Von da an handelt es sich hier um ein komplett neues Werk. Ich will keine Böswilligkeit unterstellen, aber man könnte meinen, das Werbeplakat und der Titel "EIN Nussknacker" seien hier bewusst gewählt worden, um Leute in die Irre zu führen und Zuschauer anzuziehen, die eigentlich das Ballett "DER Nussknacker" sehen wollen. Das erinnert schon fast an die Filmschmiede "The Asylum", die Low-Budget-Abklatsche von Hollywoodfilmen produziert und mit ähnlich klingenden Titeln versieht: Da wird beispielsweise "Transformers" zu "Transmorphers" oder "Paranormal Activity" zu "Paranormal Investigations".
Das Stück enthält neben der Einleitung keinerlei gesprochene Worte. Stattdessen wird hier 90 Minuten lang getanzt. Die etwa zehn Tänzer machen dabei ausladende Bewegungen mit ihren Armen und Beinen, springen immer wieder in die Höhe und rollen sich über den Boden. Das ist sportlich beeindruckend, aber für mich als Laien nicht unbedingt schön. So gab es häufig Segmente, bei denen alle Tänzer verschiedene Bewegungen wild durcheinander machten, ohne dass es für mich eine erkennbare Choreographie gab. Das erinnerte mich zuweilen eher an Tanztherapie als an eine Performance im Takt zur Musik.
Eine Handlung gab es meiner Meinung nach überhaupt nicht. Hätte ich im Anschluss nicht den Beschreibungstext gelesen, hätte ich nicht verstanden, worum es geht. So war mir nicht mal klar, dass es zwei Hauptfiguren gab, die zueinander finden. Darin gar eine "Transformation (...) zu bedeutungsvolleren Werten wie menschliche Nähe und Zuneigung" zu sehen, ist für den Zuschauer unmöglich. Für mich erkenntlich war lediglich die Konsumkritik im ersten Akt - aber auch nur, weil sie so plump war. So hantierten die Tänzer im ersten Akt viel mit Shoppingbeuteln herum während im Hintergrund bekannte Werbeslogans wie "Have it your Way" (McDonalds) und "Nothing is impossible" (Toyota) über die Bühne liefen. (Bezeichnend übrigens, dass die englischen Versionen dieser Slogans verwendet wurden und nicht die deutschen. Diejenigen Zuschauer ohne Englischkenntnisse werden diese Slogans wohl nicht erkannt haben und damit auch das letzte Quäntchen "Handlung" verpasst haben.) Durch die aufdringliche Inszenierung war immerhin verständlich, dass das Stück Konsumkritik üben sollte - aber mangels gesprochener Worte war dies auch nicht intelligenter als der Deutschaufsatz eines anti-kapitalistischen Zehntklässlers.