Ich war enttäuscht.
Nicht über Gesang, schauspielerische Darstellung oder gar das Orchester. Schön wieder dieses wunderbare Stück von Engelbert Humperdinck zu hören. Schön auch dass ich den Text mitlesen konnte, so brauchte ich mir das Grauen auf der Bühne nicht anzuschauen.
Aber Schade um die Inszenierung. Hatte mich so kurz vor Weihnacht auf ein schönes "Weihnachtsmärchen" gefreut und wurde mal wieder enttäuscht, da ich nicht wie andere vorbildliche Theatergänger mich im voraus über die Inszenierung informiert habe. Schade. Dann hätte ich das Geld sicher für etwas anderes ausgegeben. Warum muss immer alles ach so modern ausgelegt werden. Ich wollte auch meinen kleinen Sohn die Oper ein wenig näher bringen ... das war ja dann auch ein Schuss der voll nach hinten losging. Da ich und er schon so einige Bilder, die wir so mit dem Märchen "Hänsel und Gretel" verbinden, im Kopf hatten, wie die Hexe auf dem Hexenbesen, Backofen, Knusperhäuschen und und und. Nun ich denke, sollte ich mal wieder die edlen Hallen betreten, werde ich mich im Vorfeld gut einlesen und informieren und mich nicht nur auf den Programmtitel verlassen. Auf das mir so etwas nicht noch einmal passiert.
Eine grandiose Inszenierung, die ich zweimal erleben durfte. Ich bin stark beeindruckt von der Art und Weise, wie Herr Ritschel und sein gesamtes Team die so alten doch immer noch aktuellen Themen der Stückes, ohne Wenn und Aber umsetzen kann. Ich bin fasziniert, mit welch leuchtenden Augen, mit welchem Enthusiasmus die kleinsten Darsteller bei der Sache waren. Diese Zeit im Theater wird für sie ein bleibender Teil ihres Lebens sein. Eine Schule des Selbstvertrauens, der Persönlichkeit, die 12 Jahre Schulunterricht nicht vollbringen kann. Für mich war es ein Rundum- Erlebnis, bei dem es nichts gab, was ich besonders hervorheben möchte. Wenn man es schafft, mit Musik und der passenden Regieführung einem die Gänsehaut über den Rücken laufen zu lassen und man nah an den Tränen ist, so hat diese Inszenierung bei mir alles geschafft, was so ein Bühnenwerk schaffen sollte: Den Augenblick des Innehaltens, des Nachdenkens und gleichzeitig die Basis für anschließende Gespräche über das Werk und über die Zeit, in der wir leben. So stelle ich mir modernes, der Zeit angepasstes Theater vor. Es ist ein Genuss für Geist und Seele gewesen, ein Augenblick, den ich nicht so leicht vergessen kann und werde. Ich habe schon einige Opern gesehen und bin mir deshalb sicher, dass die Inszenierungen von Herrn Ritschel eigentlich an die Häuser von Berlin, Hamburg,… und auch an die von Übersee gehören. Görlitz sollte stolz sein, so ein Theater mit solch hervorragenden „Machern“ zu haben. Ich freue mich schon auf die nächste Aufführung von ihm und werde diese, egal wo in Deutschland, mit Sicherheit besuchen.
Ohne jede Frage ist diese Inszenierung etwas anders als es landläufig von „Hänsel und Gretel“ erwartet wird. Ich als nicht vorbelasteter „Neu-Konsument“ von Opern, mit entsprechenden Vorurteilen belastet, war dann aber von der wirklich schönen Musik, den tollen (kreativen) Bühnenbildern, den engagierten Darstellern und dem sehr enthusiastisch arbeitenden Kinderensemble überzeugt. Selbst die Hexe, von der auch ich anfangs überrascht war,….bis ich das Kostüm erkannte…, fügt sich perfekt/nahtlos in diese moderne „Hänsel und Gretel“ Inszenierung ein.
Von mir 5 Sterne…..!
Wenn 8-10 jährige Kinder bei dieser Oper wegen der Darstellung und dem Kostüm der Hexe weinen und Angst haben, möchte ich nicht erleben was los ist wenn auf RTL2 „Frauentausch“ konsumiert wird.
Ja und das Bedauern über die Kinder die, ach so schrecklich da mitwirken müssen……… ,
Wenn man sieht mit was für einer Begeisterung die Kinder agieren und trotz des harten Probenpensums immer bei der Sache sind, dem nächsten Auftritt entgegenfiebern, sowie ein richtig gutes Team geworden sind liegt das Bedauern der „weinenden Kinder“ von Corinna wohl eher darin nicht mitwirken zu können.
P.S. dem Mädchen aus dem Ofen geht es gut, kein Grund mehr zum flennen…
Schöne Weihnachten!!
Die Vorfreude war sehr groß, die Freude beim Erleben von "Hänsel und Gretel" noch größer. Sicher eine Frage der Erwartungen... Wir wären enttäuscht gewesen, wenn uns die typischen Hänsel-und-Gretel-Bilder auf der Bühne erwartet hätten, bietet doch diese Märchenoper viele Parallelen zu unserem Heute. Wunderbar und überaus emotional empfanden wir das gegensätzliche Bild der vielen kleinen, aber eben leeren Teller und dem übergroßen, randvollen Teller, der selbst dann noch voll zu sein scheint, nachdem sich schon viele daran vergriffen haben. Da will ich als Theaterbesucher meine eigenen Bilder im Kopf entwickeln und nicht durch ein klischeehaftes Hexenhaus und knorrige Märchenwaldbäume davon abgehalten werden. Natürlich ist die Musik selbst ein Erlebnis, ebenso die toll singenden und überzeugend agierenden Darsteller. Wie kann denn aber ein Text, der vor mehr als 100 Jahren entstand, heute noch adäquat dargeboten werden? Da ist es doch wünschenswert, dass die Inszenierung anregt, die Grundaussage dieser beliebten Märchenoper besonders zu betonen: Hunger und Überfluss! Das ist für uns in künstlerisch anspruchsvoller Weise geschehen. Nach dem Premierenbesuch sahen wir uns "Hänsel und Gretel" noch ein weiteres Mal an. Wieder waren wir emotional so gerührt von der Traumpantomime. Und es ist für uns sehr bemerkenswert bei dieser Inszenierung: Das große Kinderensemble, das diese Interpretation der Oper sehr bereichert. Wir waren auch nach dem zweiten Mal voller Freude, vielleicht lag es mit daran, dass wir kein Hexenhaus und auch keine Lebkuchen sehen wollten. Dafür können wir zum Märchenbuch greifen.
Anerkennung, Dank und >5 Sterne plus< für diese besondere Inszenierung und die Leistung aller Mitwirkenden.
„Hänsel und Gretel“ – Es war einmal!?
Endlich wieder diese schöne, beliebte Märchenoper auf dem Görlitzer Spielplan, doch leider war die Vorfreude die einzige Freude während meines Premierenbesuches. Orchester und Solisten gaben sich alle Mühe für eine gute musikalische Interpretation, doch leider ließen Regie und Ausstattung die Darsteller gnadenlos im Stich. Zwischen gesungenem und altbekanntem Text, den musikalischen Höhepunkten dieser Oper und der szenischen Umsetzung gab es viel zu viele Unstimmigkeiten. Der Besenbinder ein Schaumschlägerverkäufer, der Wald scheint den Umwelteinflüssen erlegen zu sein und wird durch sich auf und ab bewegende Plastetüten ersetzt, es gibt keine Engel, kein Knusperhaus, keinen Backofen, keine Lebkuchen, keinen Hexenritt. Die Hexe wird zu einer albernen Comicfigur und besonders das zweite Outfit ist der Gipfel der Geschmacklosigkeit – kein Kind wird sich eine Hexe so vorstellen! Das Taumännchen sieht dagegen zum Fürchten aus. Als langjährige Theaterbesucherin drängt sich einem unwillkürlich der Vergleich mit früheren Inszenierungen auf. Ich habe durchaus nichts gegen moderne Interpretationen, wenn sie adäquat dem Text und der Musik entsprechen. Hier ist dies für meine Begriffe leider nicht der Fall – sehr schade.