»Das Glück kennt nur Minuten« - Rainer Können - Sächsische Zeitung
Aus dem Leben einer Diva
(...) Nach Zarah Leander und Marlene Dietrich schlüpft das langjährige Ensemblemitglied des Görlitzer Musiktheaters nun also in die Rolle der Knef. Welche Erwartungshaltung man an einen solchen Abend habe, erkundigt sich Yvonne Reich zu Beginn dieses Konzertes bei den Besuchern der fast ausverkauften Premiere. Es gibt Erwartungen, schließlich ist so ein Abend auch wie eine Zeitmaschine. Lebt von der Illusion, das Geschehen auf der Bühne sei Gegenwart. Yvonne Reich lässt die Knef wieder auferstehen. Mit Liedern, Geschichten aus ihrem Leben, ihren Schwächen und Sehnsüchten. Die Knef, die sich doch für ihr Publikum, für die Öffentlichkeit förmlich auszog, die pikanten Details aus ihrem wilden Privatleben klingen noch heute aufregend. (...)
(...) Wer war die Knef und warum war sie so, wie sie war? Yvonne Reich versucht, Antworten zu geben. Stephan Bestier hat eine Hommage an die Grand Dame des deutschen Chansons inszeniert, in der es selbstverständlich auch rote Rosen regnet und wo eins und eins zwei macht. Die bekanntesten Lieder dürfen nicht fehlen. Verschließt so manche(r) im Zittauer Theater gerührt die Augen. Yvonne Reich gibt ihrer Hildegard Knef Gestalt. Gestisch, mimisch, lachend, verzweifelnd. Werden zwischen den Liedern Ausschnitte aus Filmen gezeigt, bei denen die Knef mitwirkte. Begleitet wird Yvonne Reich von vier Musikern, von denen einer besonders herausragt: Martin Hybler. Mit seiner weichen und filigranen Spielweise gibt der Pianist den von Reich gesungenen Liedern Halt. (...)
(...) Als Yvonne Reich am Ende »Für mich soll’s rote Rosen regnen« singt, ist es mit der Zurückhaltung im Publikum vorbei. Stehende Ovationen gibt es für die Sopranistin. Erst nach zwei Zugaben und langanhaltendem Beifall darf sie schließlich von der Bühne. Der Lohn für ihre Courage, für ihren Mut, das Leben der Hildegard Knef an solch einem Konzertabend Revue passieren zu lassen. (...)
(...) Nach Zarah Leander und Marlene Dietrich schlüpft das langjährige Ensemblemitglied des Görlitzer Musiktheaters nun also in die Rolle der Knef. Welche Erwartungshaltung man an einen solchen Abend habe, erkundigt sich Yvonne Reich zu Beginn dieses Konzertes bei den Besuchern der fast ausverkauften Premiere. Es gibt Erwartungen, schließlich ist so ein Abend auch wie eine Zeitmaschine. Lebt von der Illusion, das Geschehen auf der Bühne sei Gegenwart. Yvonne Reich lässt die Knef wieder auferstehen. Mit Liedern, Geschichten aus ihrem Leben, ihren Schwächen und Sehnsüchten. Die Knef, die sich doch für ihr Publikum, für die Öffentlichkeit förmlich auszog, die pikanten Details aus ihrem wilden Privatleben klingen noch heute aufregend. (...)
(...) Wer war die Knef und warum war sie so, wie sie war? Yvonne Reich versucht, Antworten zu geben. Stephan Bestier hat eine Hommage an die Grand Dame des deutschen Chansons inszeniert, in der es selbstverständlich auch rote Rosen regnet und wo eins und eins zwei macht. Die bekanntesten Lieder dürfen nicht fehlen. Verschließt so manche(r) im Zittauer Theater gerührt die Augen. Yvonne Reich gibt ihrer Hildegard Knef Gestalt. Gestisch, mimisch, lachend, verzweifelnd. Werden zwischen den Liedern Ausschnitte aus Filmen gezeigt, bei denen die Knef mitwirkte. Begleitet wird Yvonne Reich von vier Musikern, von denen einer besonders herausragt: Martin Hybler. Mit seiner weichen und filigranen Spielweise gibt der Pianist den von Reich gesungenen Liedern Halt. (...)
(...) Als Yvonne Reich am Ende »Für mich soll’s rote Rosen regnen« singt, ist es mit der Zurückhaltung im Publikum vorbei. Stehende Ovationen gibt es für die Sopranistin. Erst nach zwei Zugaben und langanhaltendem Beifall darf sie schließlich von der Bühne. Der Lohn für ihre Courage, für ihren Mut, das Leben der Hildegard Knef an solch einem Konzertabend Revue passieren zu lassen. (...)
Foto: Theater/Artjom Belan
»Eine Nacht in Venedig« - Andreas Gerth - OPERAPOINT
Eine Nacht in Venedig – Görlitz, Gerhart Hauptmann Theater
(...) Thembi Nkosi als Herzog zeigt volle Bühnenpräsenz. Er beeindruckt in seinen Arien durch tenorale Leichtigkeit und lyrische Stimmführung (...)
(...) Dirk Konnerth stellt ein Caramello wie aus dem musikalischen Bilderbuch dar (...)
(...) Stimmlich mitreißend gefällt auch Jenifer Lary als Annina. Sie zeigt in ihrem Auftrittslied Frutti di Mare einen Sopran voller Leuchtkraft und stimmlicher Elastizität (...)
(...) Auch Anna Gössi als Ciboletta erfreut mit großvolumigem Sopran und eine ausdrucksstarker Leichtigkeit (...)
(...) Eric Schmidt (Pappacoda) erreicht mit warm ausgeleuchtetem Timbre einen elegant-heiteren Stimmduktus (...)
(...) Köstlich ist auch das Spiel der drei senilen Senatoren, die von Stefan Bley, Hans-Peter Struppe und Carsten Abel kongenial in Szene gesetzt werden (...)
(...) Die Neue Lausitzer Philharmonie unter Ulrich Kern webt dazu mit wendigem Spiel und eindrucksvoller Durchsetzungskraft einen mitreißenden Klangteppich. Besonders hervorzuheben sei auch der glänzend aufgestellte Opern-chor (...)
(...) Die Aufführung in der Regie von Steffen Piontek zeigt mustergültig, wie wichtig bei einer musikalischen Produktion neben dem gezeigten musikalischen Standing auch die schauspielerische Leistung der Sänger ist. Und hier zeigt sich musikalisch wie auch schauspielerisch, im perfekten Zusammenspiel aller Beteiligten ein auf Hochglanz poliertes Juwel! Die mitreißend ausgestattete Aufführung ist ein köstlicher Reigen perlender Heiterkeit, der durch sängerische und spielerische Leichtigkeit in Sphären musikalischer Ausgelassenheit entführt. Ein wunderbar gelungener Abend – Bravo! (...)
(...) Thembi Nkosi als Herzog zeigt volle Bühnenpräsenz. Er beeindruckt in seinen Arien durch tenorale Leichtigkeit und lyrische Stimmführung (...)
(...) Dirk Konnerth stellt ein Caramello wie aus dem musikalischen Bilderbuch dar (...)
(...) Stimmlich mitreißend gefällt auch Jenifer Lary als Annina. Sie zeigt in ihrem Auftrittslied Frutti di Mare einen Sopran voller Leuchtkraft und stimmlicher Elastizität (...)
(...) Auch Anna Gössi als Ciboletta erfreut mit großvolumigem Sopran und eine ausdrucksstarker Leichtigkeit (...)
(...) Eric Schmidt (Pappacoda) erreicht mit warm ausgeleuchtetem Timbre einen elegant-heiteren Stimmduktus (...)
(...) Köstlich ist auch das Spiel der drei senilen Senatoren, die von Stefan Bley, Hans-Peter Struppe und Carsten Abel kongenial in Szene gesetzt werden (...)
(...) Die Neue Lausitzer Philharmonie unter Ulrich Kern webt dazu mit wendigem Spiel und eindrucksvoller Durchsetzungskraft einen mitreißenden Klangteppich. Besonders hervorzuheben sei auch der glänzend aufgestellte Opern-chor (...)
(...) Die Aufführung in der Regie von Steffen Piontek zeigt mustergültig, wie wichtig bei einer musikalischen Produktion neben dem gezeigten musikalischen Standing auch die schauspielerische Leistung der Sänger ist. Und hier zeigt sich musikalisch wie auch schauspielerisch, im perfekten Zusammenspiel aller Beteiligten ein auf Hochglanz poliertes Juwel! Die mitreißend ausgestattete Aufführung ist ein köstlicher Reigen perlender Heiterkeit, der durch sängerische und spielerische Leichtigkeit in Sphären musikalischer Ausgelassenheit entführt. Ein wunderbar gelungener Abend – Bravo! (...)
»Eine Nacht in Venedig« - Jens Daniel Schubert - Sächsische Zeitung
Theatertypen und Maskenspiele
Görlitz‘ neueste Operetteninszenierung ist ein unterhaltsamer Theaterspaß.
(…) Görlitz‘ Musiktheater hat das routinierte und bewährte Team um Steffen Piontek, Mike Hahne und Winfried Schneider mit der neuesten Operettenproduktion »Eine Nacht in Venedig« beauftragt und genau das bekommen: einen bunten Spaß, ein unterhaltsames Vergnügen (...)
(…) Mit Ulrich Kern am Pult, der Neuen Lausitzer Philharmonie im Graben und einem hochmotivierten Sängerensemble inklusive Chor auf der Bühne gelingt der Strauß auch musikalisch stimmig und rund. Es zeigt sich, und das klingt gerade in den raffinierten Ensembles nach, dass diese Musik mehr ist als ein schmelzendes Gondellied und ein berühmter Lagunenwalze (…)
(…) Mike Hahne hat ein herausgeputztes, kunstvolles Theater-Venedig hinter den Vorhang mit dem eindrucksvollen Nachtbild des Canale Grande gebaut (…)
(…) Regisseur Steffen Piontek spitzt die Dialoge, durchsetzt sie mit wiederkehrenden, auf den Punkt gebrachten Gags. Wenn die drei alten Senatoren hustend und von anhaltender Vergesslichkeit geplagt über die Bühne hinken wartet man geradezu darauf, wann das Schema durchbrochen wird. Ein Spaß, der viel Disziplin mit ironischem Humor verbindet, lachmuskelanregend durchgehalten von Stefan Bley, Hans-Peter Struppe und Carsten Arbel (…)
(…) Vor allem aber ist sie eine bunte Operette voller einschmeichelnder Melodien, stimmungsvoller Arrangements und beschwingter Tänze (…)
Görlitz‘ neueste Operetteninszenierung ist ein unterhaltsamer Theaterspaß.
(…) Görlitz‘ Musiktheater hat das routinierte und bewährte Team um Steffen Piontek, Mike Hahne und Winfried Schneider mit der neuesten Operettenproduktion »Eine Nacht in Venedig« beauftragt und genau das bekommen: einen bunten Spaß, ein unterhaltsames Vergnügen (...)
(…) Mit Ulrich Kern am Pult, der Neuen Lausitzer Philharmonie im Graben und einem hochmotivierten Sängerensemble inklusive Chor auf der Bühne gelingt der Strauß auch musikalisch stimmig und rund. Es zeigt sich, und das klingt gerade in den raffinierten Ensembles nach, dass diese Musik mehr ist als ein schmelzendes Gondellied und ein berühmter Lagunenwalze (…)
(…) Mike Hahne hat ein herausgeputztes, kunstvolles Theater-Venedig hinter den Vorhang mit dem eindrucksvollen Nachtbild des Canale Grande gebaut (…)
(…) Regisseur Steffen Piontek spitzt die Dialoge, durchsetzt sie mit wiederkehrenden, auf den Punkt gebrachten Gags. Wenn die drei alten Senatoren hustend und von anhaltender Vergesslichkeit geplagt über die Bühne hinken wartet man geradezu darauf, wann das Schema durchbrochen wird. Ein Spaß, der viel Disziplin mit ironischem Humor verbindet, lachmuskelanregend durchgehalten von Stefan Bley, Hans-Peter Struppe und Carsten Arbel (…)
(…) Vor allem aber ist sie eine bunte Operette voller einschmeichelnder Melodien, stimmungsvoller Arrangements und beschwingter Tänze (…)
Foto: Marlies Kross
»Der Barbier von Sevilla« - Dr. Andreas Gerth - Operapoint
Der Barbier von Sevilla
(...) Bereits während der Ouvertüre ist die Dominante der Bühnenausstattung zu sehen – es ist eine große, undurchdringliche Hecke und eine moderne Villa, die mit allen technischen Schutzfinessen ausgestattet ist. Es ist der Wohnsitz von Dr. Bartolo. Und schon in den ersten Minuten werden hier auch die Figuren der Handlung umrissen, bedient sich doch der, an langer Leine einen Hund ausführende, geldgierige Don Basilio am goldenen Zierrat des Hauses und während Dr. Bartolo mißtrauisch die Straße. Diese Trutzburg Bartolos, das Gefängnis Rosinas, wie auch die Hecke, bleiben im ganzen Stück Dreh- und Angelpunkt, der durchstiegen, überklettert und durchzogen wird von List und Tücke, Geld und Liebe. Die Kostüme spiegeln dazu die Lebensfreude oder triste Biederkeit der Akteure in modernem Outfit wieder.(...)
(...) Mit lyrisch geschmeidigem Timbre läßt Tenor Thembi Nkosi (Almaviva) seine Kavatine sanft und getragen aufleuchten, und fängt somit den zarten Duft einer Sommerbrise ein. Nicht nur in den leisen und stimmlich zurückgenommenen Partien, auch in den Duetten und Tutti-Szenen weiß Nkosi seine Stimme mit agiler Phrasierung, und in den hohen Lagen mit sauber intonierten Passagen und galanter Stimmführung einzusetzen. Mit großer Durchzugskraft und wendigen Phrasierungen weiß auch Ji-Su Park (Figaro) bereits mit seinem Auftrittslied Ich bin das Faktotum der ganzen Welt bis zu den hintersten Sitzreihen zu begeistern. Die Dynamik seines Baritons, der variantenreich ein großes Spektrum leuchtender Klangfarben mit großer Flexibilität in den Tempi paart, eröffnet eine rauschhaft, stimmliche Sogkraft. Hinzu treten, insbesondere in den Duetten, glanzvolle Phrasierungen und mühelos getragene hohe Tonlagen.
Mit ihrem voluminösen, klaren Sopran verleiht Jenifer Lary (Rosina) ihren Liebesarien hell aufscheinende Klangfarben, die im Zusammenspiel mit lyrisch-dramatischer Wendigkeit bei den dramatischen Abschnitten, von durchzugsstarker Agilität und Leuchtkraft geprägt ist. Bariton Hans-Peter Struppe (Bartolo) spielt köstlich den von Misstrauen zerfressenen Biedermann. Er überzeugt gesanglich mit klarem Duktus sowie mit deutlich zur Geltung gebrachten, warmen Klangfarbenakzentuierungen. Seinen großen Auftritt hat Basß Stefan Bley mit der Verleumdungsarie. Das schleichende Gift der üblen Nachrede, die in einem Gewitter der Verachtung kulminiert, vernehmen wir von ihm mit akrobatischer Stimmflexibilität und stimmlich subtiler Transparenz vorgetragen, so daß man bis zum letzten Ton förmlich an seinen Lippen hängt. Yvonne Reich (Berta), wußte ebenso das Publikum mit ihrer gesanglich durchzugsstarken Darbietung mitzureißen. Herrlich auch das Spiel von Torsten Imber als Ambrosio, der mit seiner köstlich naiv-lapidaren Darbietung wunderbar erheiternde Nebenschauplätze eröffnete.
Ewa Strusińska leitet die Neue Lausitzer Philharmonie agil und wendig aufspielend durch die berauschend repetierenden Klangspektren und eröffnet, im Zusammenspiel mit den Sängern und dem prächtig einstudierten Chor, eine Klangkulissenstaffelung von immenser Sogkraft.(...)
(...) Die Inszenierung bietet alles, was man sich für einen wunderbar ausgelassenen Opernabend wünscht. Zahlreiche Verwandlungen, ausgefeilte Choreographien und Kostüme sowie Augenmerk auf das Detail bei Ausstattung und schauspielerischer Leistung, sorgen für köstlich heitere Stunden.(...)
(...) Bereits während der Ouvertüre ist die Dominante der Bühnenausstattung zu sehen – es ist eine große, undurchdringliche Hecke und eine moderne Villa, die mit allen technischen Schutzfinessen ausgestattet ist. Es ist der Wohnsitz von Dr. Bartolo. Und schon in den ersten Minuten werden hier auch die Figuren der Handlung umrissen, bedient sich doch der, an langer Leine einen Hund ausführende, geldgierige Don Basilio am goldenen Zierrat des Hauses und während Dr. Bartolo mißtrauisch die Straße. Diese Trutzburg Bartolos, das Gefängnis Rosinas, wie auch die Hecke, bleiben im ganzen Stück Dreh- und Angelpunkt, der durchstiegen, überklettert und durchzogen wird von List und Tücke, Geld und Liebe. Die Kostüme spiegeln dazu die Lebensfreude oder triste Biederkeit der Akteure in modernem Outfit wieder.(...)
(...) Mit lyrisch geschmeidigem Timbre läßt Tenor Thembi Nkosi (Almaviva) seine Kavatine sanft und getragen aufleuchten, und fängt somit den zarten Duft einer Sommerbrise ein. Nicht nur in den leisen und stimmlich zurückgenommenen Partien, auch in den Duetten und Tutti-Szenen weiß Nkosi seine Stimme mit agiler Phrasierung, und in den hohen Lagen mit sauber intonierten Passagen und galanter Stimmführung einzusetzen. Mit großer Durchzugskraft und wendigen Phrasierungen weiß auch Ji-Su Park (Figaro) bereits mit seinem Auftrittslied Ich bin das Faktotum der ganzen Welt bis zu den hintersten Sitzreihen zu begeistern. Die Dynamik seines Baritons, der variantenreich ein großes Spektrum leuchtender Klangfarben mit großer Flexibilität in den Tempi paart, eröffnet eine rauschhaft, stimmliche Sogkraft. Hinzu treten, insbesondere in den Duetten, glanzvolle Phrasierungen und mühelos getragene hohe Tonlagen.
Mit ihrem voluminösen, klaren Sopran verleiht Jenifer Lary (Rosina) ihren Liebesarien hell aufscheinende Klangfarben, die im Zusammenspiel mit lyrisch-dramatischer Wendigkeit bei den dramatischen Abschnitten, von durchzugsstarker Agilität und Leuchtkraft geprägt ist. Bariton Hans-Peter Struppe (Bartolo) spielt köstlich den von Misstrauen zerfressenen Biedermann. Er überzeugt gesanglich mit klarem Duktus sowie mit deutlich zur Geltung gebrachten, warmen Klangfarbenakzentuierungen. Seinen großen Auftritt hat Basß Stefan Bley mit der Verleumdungsarie. Das schleichende Gift der üblen Nachrede, die in einem Gewitter der Verachtung kulminiert, vernehmen wir von ihm mit akrobatischer Stimmflexibilität und stimmlich subtiler Transparenz vorgetragen, so daß man bis zum letzten Ton förmlich an seinen Lippen hängt. Yvonne Reich (Berta), wußte ebenso das Publikum mit ihrer gesanglich durchzugsstarken Darbietung mitzureißen. Herrlich auch das Spiel von Torsten Imber als Ambrosio, der mit seiner köstlich naiv-lapidaren Darbietung wunderbar erheiternde Nebenschauplätze eröffnete.
Ewa Strusińska leitet die Neue Lausitzer Philharmonie agil und wendig aufspielend durch die berauschend repetierenden Klangspektren und eröffnet, im Zusammenspiel mit den Sängern und dem prächtig einstudierten Chor, eine Klangkulissenstaffelung von immenser Sogkraft.(...)
(...) Die Inszenierung bietet alles, was man sich für einen wunderbar ausgelassenen Opernabend wünscht. Zahlreiche Verwandlungen, ausgefeilte Choreographien und Kostüme sowie Augenmerk auf das Detail bei Ausstattung und schauspielerischer Leistung, sorgen für köstlich heitere Stunden.(...)
Foto: Marlies Kross
»Der Barbier von Sevilla« - Jens Daniel Schubert - Sächsische Zeitung
Draußen vom Weltall komm ich her
Im Görlitzer »Der Barbier von Sevilla« landen sogar Außerirdische.
(...) Die Story ist einfach: Ein Graf und sein »Barbier von Sevilla« übertölpeln einen Alten, der des Geldes wegen sein lebenslustiges Mündel heiraten möchte. Zum Schluss steht den Liebenden der Himmel offen, der Alte guckt in die Röhre und Barbier Figaro hat das Geschäft seines Lebens gemacht (...)
(...) Wenn das Görlitzer Publikum auch nach der zweiten Vorstellung der jüngsten Neuinszenierung begeistert applaudierte, die Sänger und Musiker regelrecht feierte, spricht das für das Wagnis, die eigenen Möglichkeiten in die Waagschale zu werfen (...)
(...) In Görlitz hat man sich entschieden, die Oper in Deutsch aufzuführen. Das bremst die fürs Italienische komponierte Musik hörbar aus (...)
(...) Dass allerdings die Geschichte anfangs sehr zäh ist und kaum von der Stelle kommt, ist nicht nur der Sprache geschuldet. Die neue Chefdirigentin Ewa Strusinska war sehr darauf bedacht, alles gut beieinander zu halten (...)
(...) Dabei zeigte die Neue Lausitzer Philharmonie immer wieder aufblitzend: Sie kann den Rossini auch mit Feuer und Leidenschaft (...)
(...) Thembi Nkosi hat einen schönen Tenor mit sicherer Höhe. Dass die Stimme dieses Grafen wenig Power hat, fällt bei der Größe des Hauses, dem klein besetzten Orchester und viel Rücksicht von Ewa Strusinska kaum ins Gewicht. Mit Hans-Peter Struppe und Stefan Bley sind altbeliebte Görlitzer Protagonisten als Bartolo und Basilio zu erleben. Ji-Su Park trumpft als Figaro anfangs stark auf, fügt sich dann aber gut ins Ensemble (...)
(...) Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und in der Figurengestaltung schlüssig ist Jenifer Lary als Rosina. Die Tücken der Partie umschifft sie sicher und glänzt mit schönen Koloraturen (...)
Im Görlitzer »Der Barbier von Sevilla« landen sogar Außerirdische.
(...) Die Story ist einfach: Ein Graf und sein »Barbier von Sevilla« übertölpeln einen Alten, der des Geldes wegen sein lebenslustiges Mündel heiraten möchte. Zum Schluss steht den Liebenden der Himmel offen, der Alte guckt in die Röhre und Barbier Figaro hat das Geschäft seines Lebens gemacht (...)
(...) Wenn das Görlitzer Publikum auch nach der zweiten Vorstellung der jüngsten Neuinszenierung begeistert applaudierte, die Sänger und Musiker regelrecht feierte, spricht das für das Wagnis, die eigenen Möglichkeiten in die Waagschale zu werfen (...)
(...) In Görlitz hat man sich entschieden, die Oper in Deutsch aufzuführen. Das bremst die fürs Italienische komponierte Musik hörbar aus (...)
(...) Dass allerdings die Geschichte anfangs sehr zäh ist und kaum von der Stelle kommt, ist nicht nur der Sprache geschuldet. Die neue Chefdirigentin Ewa Strusinska war sehr darauf bedacht, alles gut beieinander zu halten (...)
(...) Dabei zeigte die Neue Lausitzer Philharmonie immer wieder aufblitzend: Sie kann den Rossini auch mit Feuer und Leidenschaft (...)
(...) Thembi Nkosi hat einen schönen Tenor mit sicherer Höhe. Dass die Stimme dieses Grafen wenig Power hat, fällt bei der Größe des Hauses, dem klein besetzten Orchester und viel Rücksicht von Ewa Strusinska kaum ins Gewicht. Mit Hans-Peter Struppe und Stefan Bley sind altbeliebte Görlitzer Protagonisten als Bartolo und Basilio zu erleben. Ji-Su Park trumpft als Figaro anfangs stark auf, fügt sich dann aber gut ins Ensemble (...)
(...) Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und in der Figurengestaltung schlüssig ist Jenifer Lary als Rosina. Die Tücken der Partie umschifft sie sicher und glänzt mit schönen Koloraturen (...)
»Liebesgrüße aus Muskau« - Ines Eifler - Sächsische Zeitung
Was ist Liebe?
Das Liebesleben von Fürst Pückler eröffnet Raum für Lieder um die schönste Sache der Welt. Die sind das Beste an der kleinen Musicalkomödie »Liebesgrüße aus Muskau«
(...) Was hat er sich nur dabei gedacht, eine Zehnjährige zu seiner Geliebten zu machen? Was ist Liebe überhaupt genau? War Pückler ein unbeständiger, abenteuerlustiger Spieler oder ein beziehungsunfähiger Narzisst, der Landschaftsgärten mehr liebte als Menschen? Oder war er der Erste, der Liebe grenzenlos europäisch bis nach Nordafrika genoss? Die Geschichte, die das Görlitzer Theater in »Liebesgrüße aus Muskau« aus diesen Fragen strickt, ist zwar nicht ganz überzeugend. Sie ist zum einen Streitgespräch zwischen verschiedenen Ideen zu Liebe, Beziehung, Geschlechterrollen, Erotik und Sex, zum anderen ein Schnelldurchlauf durch Pücklers Leben, Bedeutung und Verdienste vom schönen Park bis zum leckeren Eis. Das gelingt meistens amüsant, oft berührend (...)
(...) Die Lieder aber, die das Liebesverständnis des Muskauer Grafen mit Leben füllen, hat Autorin und Regisseurin Geertje Boeden durchweg gut gewählt (...)
(...) Die Lieder aus drei Jahrhunderten illustrieren einen ganzen Fächer von Liebeskonzepten und sind sehr schön gesungen (...)
(...) Besonders im Mittelteil der kleinen Musical-Komödie, als Lieder von Schumann und Mozart, eine Arie aus der »Lustigen Witwe« und »Songs aus My fair Lady« und »Kiss me, Kate« verklungen sind, blühen die Sänger richtig auf. Da steigt Anna Gössi aus ihrem Seidenkleid, legt die Perücke ab und singt in kurzem Samtkleid, Stiefeln und Tigerstrumpfhose Allanis Morissettes »Ironic« gegen einen Fön an, ihre Locken wehen im Wind (Ausstattung: Sarah Antonia Rung). Das Eifersuchtsduett aus der Dreigroschenoper, das Anna Gössi mit der Athenerin Martha Sotiriou singt, ist ein weiterer Höhepunkt. Die junge Griechin überzeugt von Beginn an mit ihrem vollen Sopran (...)
(...) Ein großer Moment ist das Duett »Tu es monautre«, das erst die beiden Sopranistinnen (Gössi, Sotiriou) singen (...)
(...) Der Tenor Thembi Nkosi und der Bariton Ji-Su Park übernehmen das Liebesduett und kommen sich dann ebenfalls sehr nahe. Obwohl alle vier mitsamt Hans-Peter Struppe als Ratsarchivar Opernsänger sind, kommen in diesem Format im Foyercafé die moderneren Titel besser zur Geltung als die klassischen. Darunter das Duett »Baby,it’s cold outside«, »Time« von Tom Waits und »Imagine« von John Lennon,das – sehr ergreifend – alle miteinander singen. Die musikalische Leitung liegt in den Händen der Pianistin Olga Dribas, die alle Lieder am Flügel wie immer sensibel begleitet (...)
Das Liebesleben von Fürst Pückler eröffnet Raum für Lieder um die schönste Sache der Welt. Die sind das Beste an der kleinen Musicalkomödie »Liebesgrüße aus Muskau«
(...) Was hat er sich nur dabei gedacht, eine Zehnjährige zu seiner Geliebten zu machen? Was ist Liebe überhaupt genau? War Pückler ein unbeständiger, abenteuerlustiger Spieler oder ein beziehungsunfähiger Narzisst, der Landschaftsgärten mehr liebte als Menschen? Oder war er der Erste, der Liebe grenzenlos europäisch bis nach Nordafrika genoss? Die Geschichte, die das Görlitzer Theater in »Liebesgrüße aus Muskau« aus diesen Fragen strickt, ist zwar nicht ganz überzeugend. Sie ist zum einen Streitgespräch zwischen verschiedenen Ideen zu Liebe, Beziehung, Geschlechterrollen, Erotik und Sex, zum anderen ein Schnelldurchlauf durch Pücklers Leben, Bedeutung und Verdienste vom schönen Park bis zum leckeren Eis. Das gelingt meistens amüsant, oft berührend (...)
(...) Die Lieder aber, die das Liebesverständnis des Muskauer Grafen mit Leben füllen, hat Autorin und Regisseurin Geertje Boeden durchweg gut gewählt (...)
(...) Die Lieder aus drei Jahrhunderten illustrieren einen ganzen Fächer von Liebeskonzepten und sind sehr schön gesungen (...)
(...) Besonders im Mittelteil der kleinen Musical-Komödie, als Lieder von Schumann und Mozart, eine Arie aus der »Lustigen Witwe« und »Songs aus My fair Lady« und »Kiss me, Kate« verklungen sind, blühen die Sänger richtig auf. Da steigt Anna Gössi aus ihrem Seidenkleid, legt die Perücke ab und singt in kurzem Samtkleid, Stiefeln und Tigerstrumpfhose Allanis Morissettes »Ironic« gegen einen Fön an, ihre Locken wehen im Wind (Ausstattung: Sarah Antonia Rung). Das Eifersuchtsduett aus der Dreigroschenoper, das Anna Gössi mit der Athenerin Martha Sotiriou singt, ist ein weiterer Höhepunkt. Die junge Griechin überzeugt von Beginn an mit ihrem vollen Sopran (...)
(...) Ein großer Moment ist das Duett »Tu es monautre«, das erst die beiden Sopranistinnen (Gössi, Sotiriou) singen (...)
(...) Der Tenor Thembi Nkosi und der Bariton Ji-Su Park übernehmen das Liebesduett und kommen sich dann ebenfalls sehr nahe. Obwohl alle vier mitsamt Hans-Peter Struppe als Ratsarchivar Opernsänger sind, kommen in diesem Format im Foyercafé die moderneren Titel besser zur Geltung als die klassischen. Darunter das Duett »Baby,it’s cold outside«, »Time« von Tom Waits und »Imagine« von John Lennon,das – sehr ergreifend – alle miteinander singen. Die musikalische Leitung liegt in den Händen der Pianistin Olga Dribas, die alle Lieder am Flügel wie immer sensibel begleitet (...)
Foto: Artjom Belan
»Sunset Boulevard« - Jens Daniel Schubert - Sächsische Zeitung
Hollywood im Görlitzer Theater
Das Lloyd-Webber-Musical »Sunset Boulevard« offenbart Scheinwelten und Lebenslügen.
(...) Das Publikum war begeistert.(...)
(...) Die Sängerin Yvonne Reich hat am Haus alles gespielt, was das Sopranfach hergibt. Von Mimi und Butterfly über Senta und Sieglinde bis zur Alten Dame. Nun verkörpert sie die Filmdiva Norma aus einer verflossenen Zeit. An ihrer Seite steht Stefan Bley, ein Sänger mit ebenso breitem Erfahrungsschatz, als Butler Max (...)
(...) Beide Darsteller sind überzeugend und groß, meistern die für sie stimmlichen Anforderungen mit Bravour (...)
(...) Daniel Eckert spielt ihn als sympathischen Burschen (...)
(...) Anna Gössi spielt diesen Lichtpunkt im Strudel des Untergangs mit frischem Charme und Natürlichkeit (...)
(...) Ansgar Weigner inszenierte die Geschichte in der optisch attraktiven Ausstattung von Robert Schrag (...)
(...) Mit Choreografien von Dan Pelleg und Marko E. Weigert bekommen die Massenszenen am Film-Set und in Hollywood Schwung (...)
(...) Die Neue Lausitzer Philharmonie schafft aus dem Graben den passenden Sound, angenehm unauffällig und dezent stützt die Tontechnik . Ulrich Kern leitet umsichtig und mit gutem Feeling die Umsetzung der Webber-Musik (...)
(...) Weigners Regie verzichtet darauf, die sozialen Kontraste zu schärfen, die bitterbösen Machtspiele zu durchleuchten. Seine Protagonisten sind nachvollziehbar, ihre Sehnsucht nach einem kleinen Stück persönlichem Glück machen sie nahbar, ihre abgründigen Seiten, ihre egoistischen Beweggründe, mit denen sie andere manipulieren, kaufen, verraten, schließlich sogar töten, zeigt die Inszenierung nur wie durch einen Weichzeichner. Das Rezept geht auf. Der Premieren-Jubel war groß (...)
Das Lloyd-Webber-Musical »Sunset Boulevard« offenbart Scheinwelten und Lebenslügen.
(...) Das Publikum war begeistert.(...)
(...) Die Sängerin Yvonne Reich hat am Haus alles gespielt, was das Sopranfach hergibt. Von Mimi und Butterfly über Senta und Sieglinde bis zur Alten Dame. Nun verkörpert sie die Filmdiva Norma aus einer verflossenen Zeit. An ihrer Seite steht Stefan Bley, ein Sänger mit ebenso breitem Erfahrungsschatz, als Butler Max (...)
(...) Beide Darsteller sind überzeugend und groß, meistern die für sie stimmlichen Anforderungen mit Bravour (...)
(...) Daniel Eckert spielt ihn als sympathischen Burschen (...)
(...) Anna Gössi spielt diesen Lichtpunkt im Strudel des Untergangs mit frischem Charme und Natürlichkeit (...)
(...) Ansgar Weigner inszenierte die Geschichte in der optisch attraktiven Ausstattung von Robert Schrag (...)
(...) Mit Choreografien von Dan Pelleg und Marko E. Weigert bekommen die Massenszenen am Film-Set und in Hollywood Schwung (...)
(...) Die Neue Lausitzer Philharmonie schafft aus dem Graben den passenden Sound, angenehm unauffällig und dezent stützt die Tontechnik . Ulrich Kern leitet umsichtig und mit gutem Feeling die Umsetzung der Webber-Musik (...)
(...) Weigners Regie verzichtet darauf, die sozialen Kontraste zu schärfen, die bitterbösen Machtspiele zu durchleuchten. Seine Protagonisten sind nachvollziehbar, ihre Sehnsucht nach einem kleinen Stück persönlichem Glück machen sie nahbar, ihre abgründigen Seiten, ihre egoistischen Beweggründe, mit denen sie andere manipulieren, kaufen, verraten, schließlich sogar töten, zeigt die Inszenierung nur wie durch einen Weichzeichner. Das Rezept geht auf. Der Premieren-Jubel war groß (...)
Foto: Marlies Kross
»Sunset Boulevard« - Dr. Andreas Gerth - OPERAPOINT, Magazin für Oper und Konzert
Sunset Boulevard – Görlitz, Gerhart‐Hauptmann‐Theater
Sänger und Orchester
(...) Dreh‐ und Angelpunkt des Musicals, und dies vom ersten Augenblick an, ist die Figur des Joe Gillis. Diesen Part erfüllt Daniel Eckert scheinbar völlig mühelos mit exzellenter gesanglicher und schauspielerischer Leistung. Durch sein famoses Spiel erhält die Figur den nötigen Vorwärtsdrang und superb changiert er zwischen aalglatter Berechnung und innerer Zerrissenheit. Gesanglich zeichnet sich Eckert hier nahezu als Idealbesetzung aus, wobei er auch die ausgehaltenen höheren Töne seiner Einsätze in hellem Licht erstrahlen lässt. Hinreißend überzeugend gerät so auch das Liebesduett zwischen Joe und Betty. Anna Gössi verleiht Betty mit ihrem ausdrucksstarken Sopran, der selbst die schillernd aufblitzenden Höhen sauber nimmt, eine frische Jugendlichkeit, die den Zuhörer ab dem ersten Auftritt sofort für sich einnimmt.
Yvonne Reich glänzt als Filmdiva gesanglich sowohl in der Arie »Aufzugeben«, als auch in dem Hauptlied »Nur ein Blick«. Letzteres wird von ihr mit solcher Eindringlichkeit im Duktus und in der Zeichnung warmen Timbres vorgetragen, dass es einen nur schwer auf dem Sitz hält, um nicht nach einer Zugabe zu rufen. Auch Stefan Bley könnte für die Rolle des Max kaum besser besetzt sein. Wunderbar eindringlich sein Spiel als Normas hilfreicher und hilfloser Beschützer. Große gesangliche Momente zeigt sein breit aufgestellter, mit erdigen Farbnuancen changierender Bass in der Arie »Kein Star wird jemals größer sein«. Die weiteren Darsteller bestechen gleichfalls mit soliden Gesangsleistungen, die zum äußerst gelungenen Gesamteindruck beitragen. Dazu trägt auch die Neue Lausitzer Philharmonie unter Ulrich Kern bei. Dem Klangkörper gelingt es, die mystisch‐morbide Atmosphäre ebenso einzufangen, wie auch den schillernd grellen Ton der Fimstudio‐ und Partyszenen (...)
Sänger und Orchester
(...) Dreh‐ und Angelpunkt des Musicals, und dies vom ersten Augenblick an, ist die Figur des Joe Gillis. Diesen Part erfüllt Daniel Eckert scheinbar völlig mühelos mit exzellenter gesanglicher und schauspielerischer Leistung. Durch sein famoses Spiel erhält die Figur den nötigen Vorwärtsdrang und superb changiert er zwischen aalglatter Berechnung und innerer Zerrissenheit. Gesanglich zeichnet sich Eckert hier nahezu als Idealbesetzung aus, wobei er auch die ausgehaltenen höheren Töne seiner Einsätze in hellem Licht erstrahlen lässt. Hinreißend überzeugend gerät so auch das Liebesduett zwischen Joe und Betty. Anna Gössi verleiht Betty mit ihrem ausdrucksstarken Sopran, der selbst die schillernd aufblitzenden Höhen sauber nimmt, eine frische Jugendlichkeit, die den Zuhörer ab dem ersten Auftritt sofort für sich einnimmt.
Yvonne Reich glänzt als Filmdiva gesanglich sowohl in der Arie »Aufzugeben«, als auch in dem Hauptlied »Nur ein Blick«. Letzteres wird von ihr mit solcher Eindringlichkeit im Duktus und in der Zeichnung warmen Timbres vorgetragen, dass es einen nur schwer auf dem Sitz hält, um nicht nach einer Zugabe zu rufen. Auch Stefan Bley könnte für die Rolle des Max kaum besser besetzt sein. Wunderbar eindringlich sein Spiel als Normas hilfreicher und hilfloser Beschützer. Große gesangliche Momente zeigt sein breit aufgestellter, mit erdigen Farbnuancen changierender Bass in der Arie »Kein Star wird jemals größer sein«. Die weiteren Darsteller bestechen gleichfalls mit soliden Gesangsleistungen, die zum äußerst gelungenen Gesamteindruck beitragen. Dazu trägt auch die Neue Lausitzer Philharmonie unter Ulrich Kern bei. Dem Klangkörper gelingt es, die mystisch‐morbide Atmosphäre ebenso einzufangen, wie auch den schillernd grellen Ton der Fimstudio‐ und Partyszenen (...)
»Fidelio« - Jens Daniel Schubert - Sächsische Zeitung
Wo Hoffnung an Grenzen stößt
Die Görlitzer Operninszenierung will Beethovens »Fidelio« zum Vorkämpfer der Frauenbewegung machen. Aber das geht schief.
(...) Inszeniert hat Jasmin Solfaghari, die gern darauf verweist, damals in Dresden Regiehospitantin gewesen zu sein. Beste Voraussetzungen? Das Premierenpublikum beklatschte die Görlitzer Inszenierung begeistert. (...)
(...) Dass Frauen die besseren Männer sind, ist keine neue Erkenntnis. Frau Solfaghari zeigt es auf der Bühne. Ein weltumspannendes »Frauenparlament« tagt über den Kulissen der Fidelio-Handlung. Ein gelbes Flugblatt, das auffallend unauffällig weitergegeben wird, flattert von oben in die Geschichte. Protest von Frauen setzt sich als Schattenriss im Szenenhintergrund fort. (...)
(...) Allein die modernen Kostüme von Ausstatterin Kristina Börcher machen die Geschichte nicht heutig. (...)
(...) Alles ist da. Was gerade nicht gebraucht wird, kann zügig aus dem Weg geräumt werden. Es ist eine praktikable Bühne, manchmal eindrucksvoll beleuchtet. (...)
(...) So klingt Beethoven brav, oft laut und offenbart nur selten glänzende, bewegende Momente. (...)
(...) Dirk Konnerth von den Landesbühnen übernahm kurzfristig den Florestan. Stimmlich sicher sang er die anspruchsvolle, aber regielich unterbelichtete Figur. In der Titelrolle ist Patricia Bänsch präsent. (...)
(...) Sehr professionell gehen damit Stefan Bley als Rocco, Jenifer Lary als Tochter Marzelline und Thembi Nkosi als zurückgewiesener Jaquino um. Thembi Nkosi singt schön, weckt, auch kostümlich aus dem Gefängnisalltag herausgestellt, Erwartungen, die die Regie allerdings nicht einlöst. (....)
(...) Wer in Görlitz die Beethovenoper erleben will, kann sich freuen. (...)
Die Görlitzer Operninszenierung will Beethovens »Fidelio« zum Vorkämpfer der Frauenbewegung machen. Aber das geht schief.
(...) Inszeniert hat Jasmin Solfaghari, die gern darauf verweist, damals in Dresden Regiehospitantin gewesen zu sein. Beste Voraussetzungen? Das Premierenpublikum beklatschte die Görlitzer Inszenierung begeistert. (...)
(...) Dass Frauen die besseren Männer sind, ist keine neue Erkenntnis. Frau Solfaghari zeigt es auf der Bühne. Ein weltumspannendes »Frauenparlament« tagt über den Kulissen der Fidelio-Handlung. Ein gelbes Flugblatt, das auffallend unauffällig weitergegeben wird, flattert von oben in die Geschichte. Protest von Frauen setzt sich als Schattenriss im Szenenhintergrund fort. (...)
(...) Allein die modernen Kostüme von Ausstatterin Kristina Börcher machen die Geschichte nicht heutig. (...)
(...) Alles ist da. Was gerade nicht gebraucht wird, kann zügig aus dem Weg geräumt werden. Es ist eine praktikable Bühne, manchmal eindrucksvoll beleuchtet. (...)
(...) So klingt Beethoven brav, oft laut und offenbart nur selten glänzende, bewegende Momente. (...)
(...) Dirk Konnerth von den Landesbühnen übernahm kurzfristig den Florestan. Stimmlich sicher sang er die anspruchsvolle, aber regielich unterbelichtete Figur. In der Titelrolle ist Patricia Bänsch präsent. (...)
(...) Sehr professionell gehen damit Stefan Bley als Rocco, Jenifer Lary als Tochter Marzelline und Thembi Nkosi als zurückgewiesener Jaquino um. Thembi Nkosi singt schön, weckt, auch kostümlich aus dem Gefängnisalltag herausgestellt, Erwartungen, die die Regie allerdings nicht einlöst. (....)
(...) Wer in Görlitz die Beethovenoper erleben will, kann sich freuen. (...)
Foto: Artjom Belan
»Fidelio« - Boris Michael Gruhl - Dresdner Neueste Nachrichten
Irgendwann, irgendwo, irgendwie
Beethovens »Fidelio« in Görlitz in der Regie von Jasmin Solfaghari überzeugt gesanglich, weniger szenisch.
(…) So gilt auch die Zustimmung des Premierenpublikums in stärkstem Maße den Sängerinnen und Sängern. Da ist Patricia Bänsch in der höchst anspruchsvollen Titelpartie von androgyner Erscheinung, deren außergewöhnliche Wirkung auf die junge Marzelline durchaus glaubwürdig ist. (…)
(…) Gut aber, dass es Thembi Nkosi mit seinem Gesang möglich ist, diese Partie sogar tragikomisch zu grundieren. (…)
(…) Stefan Bley, und das ist eine der überzeugendsten Leistungen der Regie, erfährt als Kerkermeister Rocco eine authentische Aufwertung, denn ohne ein Aufständler zu werden muss er doch kein dumpfer Duckmäuser sein. (…)
(…) Kai Günther als korrupter und skrupelloser Gouverneur des Gefängnisses ist der beinahe zu übersehende, aber auf keinen Fall zu unterschätzende Jedermann des Alltags, (...)
(...) Und wenn am Ende Hans-Peter Struppe als Minister alles irgendwie wieder in Ordnung bringt, den »Bösen« erst mal abführen und die »Guten« erst mal feiern lässt, dann ist er alles andere als ein »deus ex machina«, dann ist er – und das macht er so unaufgeregt nachvollziehbar – eben auch ein Dienstleister für eine Art politischer Kontinuität. (…)
(…) Und Florestan? Was Beethoven von diesem Sänger verlangt, speziell in der großen Arie in der einsamen Finsternis des Kerkers, das muss man erst mal singen, nicht stemmen, die Töne lyrischer Verzweiflung müssen zu vernehmen sein, die des vielleicht sogar trügerischen Jubels auch. Dirk Konnert hat sie! (…)
(…) Erstaunlich auch, wie es in der Einstudierung von Albert Seidel gelingt, in verhältnismäßig kleiner Besetzung des Chores, entsprechend den Görlitzer Möglichkeiten, doch beeindruckende Szenen zu präsentieren. (…)
Beethovens »Fidelio« in Görlitz in der Regie von Jasmin Solfaghari überzeugt gesanglich, weniger szenisch.
(…) So gilt auch die Zustimmung des Premierenpublikums in stärkstem Maße den Sängerinnen und Sängern. Da ist Patricia Bänsch in der höchst anspruchsvollen Titelpartie von androgyner Erscheinung, deren außergewöhnliche Wirkung auf die junge Marzelline durchaus glaubwürdig ist. (…)
(…) Gut aber, dass es Thembi Nkosi mit seinem Gesang möglich ist, diese Partie sogar tragikomisch zu grundieren. (…)
(…) Stefan Bley, und das ist eine der überzeugendsten Leistungen der Regie, erfährt als Kerkermeister Rocco eine authentische Aufwertung, denn ohne ein Aufständler zu werden muss er doch kein dumpfer Duckmäuser sein. (…)
(…) Kai Günther als korrupter und skrupelloser Gouverneur des Gefängnisses ist der beinahe zu übersehende, aber auf keinen Fall zu unterschätzende Jedermann des Alltags, (...)
(...) Und wenn am Ende Hans-Peter Struppe als Minister alles irgendwie wieder in Ordnung bringt, den »Bösen« erst mal abführen und die »Guten« erst mal feiern lässt, dann ist er alles andere als ein »deus ex machina«, dann ist er – und das macht er so unaufgeregt nachvollziehbar – eben auch ein Dienstleister für eine Art politischer Kontinuität. (…)
(…) Und Florestan? Was Beethoven von diesem Sänger verlangt, speziell in der großen Arie in der einsamen Finsternis des Kerkers, das muss man erst mal singen, nicht stemmen, die Töne lyrischer Verzweiflung müssen zu vernehmen sein, die des vielleicht sogar trügerischen Jubels auch. Dirk Konnert hat sie! (…)
(…) Erstaunlich auch, wie es in der Einstudierung von Albert Seidel gelingt, in verhältnismäßig kleiner Besetzung des Chores, entsprechend den Görlitzer Möglichkeiten, doch beeindruckende Szenen zu präsentieren. (…)
»Die Dreigroschenoper« - Ines Eifler - Sächsische Zeitung
Wie Abgründe befreien können
Die Dreigroschenoper im Stadthallengarten ist eine lohnende Alternative zu Sommerkomödien. Und passt in unsere Zeit.
(...) Schauspielintendantin Dorotty Szalma gelingt im Görlitzer Stadthallengarten eine ganz wunderbare Inszenierung des Erfolgsstückes von Bertolt Brecht und Kurt Weill (...)
(...) Die Besetzung konnte kaum besser gelingen, vor allem die Frauen sind in Spiel und Gesang unglaublich stark: Martha Pohla, die als Macheath’ Braut Polly Peachum in wildgeblümtem Pink mit ihrer rauen Sprech- und tiefen Gesangsstimme fasziniert. (...)
(...) dafür aber wirken Lieder wie das Eifersuchtsduett mit der Sopranistin Anna Gössi als vorgeblicher Schwangerer Lucy umso kontrastreicher und ergreifender. (...)
(...) Die Sopranistin Annett Luig, Gast am Gerhart-Hauptmann-Theater, spielt Pollys Mutter Celia (...)
(...) Es ist eine Freude, ihr dabei zuzusehen. (...)
(...) Peachum wiederum wird von Hans-Peter Struppe gespielt. Auch dieser kam als Darsteller und Sänger schon lange nicht mehr so gut zur Geltung wie in der Rolle des Mannes in schwarzem Ledermantel und Baskenmütze (...)
(...) Ji-Su Park als Macheath, genannt Mackie Messer, gelingt es, die Ambivalenz dieses geschickten Täuschers mit seiner Stimme und seiner Haltung deutlich zu machen (...)
(...) Zwölf Musiker, vor allem Bläser, begleiten den Chor und die Sänger unter der Leitung von Ulrich Kern. Zu manchen Liedern spielt Olga Dribas allein Klavier (...)
(...) Dem ganzen Ensemble applaudierte das Premierenpublikum lange und heftig. (...)
Ines Eifler, Sächsische Zeitung, 24.06.2019
Die Dreigroschenoper im Stadthallengarten ist eine lohnende Alternative zu Sommerkomödien. Und passt in unsere Zeit.
(...) Schauspielintendantin Dorotty Szalma gelingt im Görlitzer Stadthallengarten eine ganz wunderbare Inszenierung des Erfolgsstückes von Bertolt Brecht und Kurt Weill (...)
(...) Die Besetzung konnte kaum besser gelingen, vor allem die Frauen sind in Spiel und Gesang unglaublich stark: Martha Pohla, die als Macheath’ Braut Polly Peachum in wildgeblümtem Pink mit ihrer rauen Sprech- und tiefen Gesangsstimme fasziniert. (...)
(...) dafür aber wirken Lieder wie das Eifersuchtsduett mit der Sopranistin Anna Gössi als vorgeblicher Schwangerer Lucy umso kontrastreicher und ergreifender. (...)
(...) Die Sopranistin Annett Luig, Gast am Gerhart-Hauptmann-Theater, spielt Pollys Mutter Celia (...)
(...) Es ist eine Freude, ihr dabei zuzusehen. (...)
(...) Peachum wiederum wird von Hans-Peter Struppe gespielt. Auch dieser kam als Darsteller und Sänger schon lange nicht mehr so gut zur Geltung wie in der Rolle des Mannes in schwarzem Ledermantel und Baskenmütze (...)
(...) Ji-Su Park als Macheath, genannt Mackie Messer, gelingt es, die Ambivalenz dieses geschickten Täuschers mit seiner Stimme und seiner Haltung deutlich zu machen (...)
(...) Zwölf Musiker, vor allem Bläser, begleiten den Chor und die Sänger unter der Leitung von Ulrich Kern. Zu manchen Liedern spielt Olga Dribas allein Klavier (...)
(...) Dem ganzen Ensemble applaudierte das Premierenpublikum lange und heftig. (...)
Ines Eifler, Sächsische Zeitung, 24.06.2019
Foto: Artjom Belan
»Die Dreigroschenoper« - DNN - Andreas Herrmann
Verbrecherduell mit Neißeblick
Dorotty Szalma befragt in Görlitz Brechts »Dreigroschenoper« nach deutschen Gegenwartsbezügen.
(…) Nun hat sie, verstärkt mit ihrem Chefdramaturgen Gerhard Herfeldt, dem famosen Prager Ausstatter David Marek und ihrer Zittauer Musicalperle Martha Pohla sowie dem neuen Schauspieler Paul Nörpel als dynamischem Filch und Münzmatthias, das gesamte Görlitzer Ensemble wieder im Einsatz (…)
(…) Dabei gibt es an der musikalischen Begleitung von zwölf Musikern der Neuen Lausitzer Philharmonie unter souveräner Leitung von Ulrich Kern rein gar nichts auszusetzen (…)
(…) Hauptdarsteller Ji-Su Park singt souverän, wirkt aber als eigentlich mordender Messermörder viel zu galant anstatt gefährlich und wird nur einmal echt triebhaft, als er Spelunken-Jenny (Patricia Bänsch mit nur zwei Songs) vögelt, während diese in aller Ruhe den Salomonsong, am Harmonium wunderbar von Olga Dribas begleitet, zelebriert (…)
(…) Gern schaut und hört man den alten Widersachern zu: Stefan Bley mit seinem ultratiefen Bass als Tiger Brown und Hans-Peter Struppe als Bettlerkönig Papa Peachum im schwarzen Ledermantel spielen mit ihrer Erfahrung und viel Witz ihr Fernduell über Bande(n) genüsslich aus. (…)
(…) Bleibt als Fazit, dass man diese Inszenierung, so man sie (so wie Senftenberg als Weihnachtsgeschenk fürs Publikum) noch ins Haus holen will, noch einmal um einiges Fehlende ergänzen müsste. (…)
Andreas Herrmann, Dresdener Neueste Nachrichten, 29./30.06.2019
Dorotty Szalma befragt in Görlitz Brechts »Dreigroschenoper« nach deutschen Gegenwartsbezügen.
(…) Nun hat sie, verstärkt mit ihrem Chefdramaturgen Gerhard Herfeldt, dem famosen Prager Ausstatter David Marek und ihrer Zittauer Musicalperle Martha Pohla sowie dem neuen Schauspieler Paul Nörpel als dynamischem Filch und Münzmatthias, das gesamte Görlitzer Ensemble wieder im Einsatz (…)
(…) Dabei gibt es an der musikalischen Begleitung von zwölf Musikern der Neuen Lausitzer Philharmonie unter souveräner Leitung von Ulrich Kern rein gar nichts auszusetzen (…)
(…) Hauptdarsteller Ji-Su Park singt souverän, wirkt aber als eigentlich mordender Messermörder viel zu galant anstatt gefährlich und wird nur einmal echt triebhaft, als er Spelunken-Jenny (Patricia Bänsch mit nur zwei Songs) vögelt, während diese in aller Ruhe den Salomonsong, am Harmonium wunderbar von Olga Dribas begleitet, zelebriert (…)
(…) Gern schaut und hört man den alten Widersachern zu: Stefan Bley mit seinem ultratiefen Bass als Tiger Brown und Hans-Peter Struppe als Bettlerkönig Papa Peachum im schwarzen Ledermantel spielen mit ihrer Erfahrung und viel Witz ihr Fernduell über Bande(n) genüsslich aus. (…)
(…) Bleibt als Fazit, dass man diese Inszenierung, so man sie (so wie Senftenberg als Weihnachtsgeschenk fürs Publikum) noch ins Haus holen will, noch einmal um einiges Fehlende ergänzen müsste. (…)
Andreas Herrmann, Dresdener Neueste Nachrichten, 29./30.06.2019
»Der Neurosen-Kavalier« - Alexander Stark - Sächsische Zeitung
Weihnachtsmann trifft Elvis
Der »Neurosenkavalier« in Zittau hat alles, was eine Komödie braucht. Etwas mehr Tiefgang hätte aber nicht geschadet.
(...) Die Verwechslungskomödie »Der Neurosenkavalier« von Gunther Beth und Alan Cooper ist nach sehr klassischer Struktur geschrieben. Es entstehen ständig neue Konstellationen der skurrilen Charaktere (...)
(...) Der Stoff wurde von Dorotty Szalma mit ebenso altbewährter Rezeptur inszeniert. Die Dialoge sind mit Sprachspielen gesättigt, die nur in den seltensten Fällen etwas bemüht wirken. Es gibt chaotische Rangeleien und auch eine Gesangsnummer, die David Thomas Pawlak als überzeugender Elvis-Imitator beisteuert (...)
(...) Die Stimmung im Saal ist ausgelassen. Es gibt keine Überraschungen, aber alles, was man an lockerer Unterhaltung erwartet (...)
(...) Die Patientin Carrera, von Patricia Hachtel mit herrlich verbissenem Gesicht gemimt (...)
(...) s ist ein offenes Geheimnis, dass die Psychotherapeuten chronisch ausgelastet sind und sich dennoch durch Scham der Betroffenen und Unverständnis der Mitmenschen ein fest zementiertes Schweigen etabliert hat. Das muss selbstverständlich nicht das Problem eines frivolen Boulevardabends sein. Kann es aber. Die Aussage, dass in keinem anderen Berufsstand Seriosität und Scharlatanerie so eng beieinander stehen wie in der Psychotherapie, sorgte für einen der größten Lacher im Publikum. Auch die Rüge an die raffgierige Psychopharmaindustrie stieß auf wohlwollende Resonanz (...)
Der »Neurosenkavalier« in Zittau hat alles, was eine Komödie braucht. Etwas mehr Tiefgang hätte aber nicht geschadet.
(...) Die Verwechslungskomödie »Der Neurosenkavalier« von Gunther Beth und Alan Cooper ist nach sehr klassischer Struktur geschrieben. Es entstehen ständig neue Konstellationen der skurrilen Charaktere (...)
(...) Der Stoff wurde von Dorotty Szalma mit ebenso altbewährter Rezeptur inszeniert. Die Dialoge sind mit Sprachspielen gesättigt, die nur in den seltensten Fällen etwas bemüht wirken. Es gibt chaotische Rangeleien und auch eine Gesangsnummer, die David Thomas Pawlak als überzeugender Elvis-Imitator beisteuert (...)
(...) Die Stimmung im Saal ist ausgelassen. Es gibt keine Überraschungen, aber alles, was man an lockerer Unterhaltung erwartet (...)
(...) Die Patientin Carrera, von Patricia Hachtel mit herrlich verbissenem Gesicht gemimt (...)
(...) s ist ein offenes Geheimnis, dass die Psychotherapeuten chronisch ausgelastet sind und sich dennoch durch Scham der Betroffenen und Unverständnis der Mitmenschen ein fest zementiertes Schweigen etabliert hat. Das muss selbstverständlich nicht das Problem eines frivolen Boulevardabends sein. Kann es aber. Die Aussage, dass in keinem anderen Berufsstand Seriosität und Scharlatanerie so eng beieinander stehen wie in der Psychotherapie, sorgte für einen der größten Lacher im Publikum. Auch die Rüge an die raffgierige Psychopharmaindustrie stieß auf wohlwollende Resonanz (...)
Foto: Artjom Belan
»Quartett« - Irmela Hennig - Sächsische Zeitung
Begehren in Wattebäuchen
In Zittau hatte Heiner Müllers »Quartett« Premiere und ist auch ein Seitenhieb auf´s »ewig jung sein wollen.«
(...)Hier agieren zwei alte, abgelebte Menschen, die nicht aus ihren Rollen können. Immer haben sie sich von ihrer Lust treiben lassen. Haben verführt, haben ihren Ruf als Verführer kultiviert. Eine Lebensaufgabe, weil sonst nichts zu tun ist? »... unser erhabener Beruf ist, die Zeit totzuschlagen ...«, sagt Valmont. Und nun tauschen sie sich aus über neueste Eroberungspläne, bei denen fraglich ist, ob sie sich umsetzen lassen. Denn von der einstigen Schönheit ist nichts geblieben. Das wissen die Protagonisten und machen sich nicht mehr die Mühe, sich voreinander in Schale zu werfen. Sie kennen einander, Körper und Seelenabgründe. Sie müssen nicht verbergen, dass sie faltig sind und dicklich. Regisseurin Sabine Wegner und Ausstatter Matthias Winkler lassen ihre Darsteller darum in mit Watte gefüllten Anzügen die Nacktheit vermitteln.(...)
(...)Doch das Spiel von Sabine Krug als Merteuil und von Klaus Bever als Valmont macht den Polsterspeck schnell zur Nebensache. Vor allem, wenn die Beiden beginnen, die Rollen zu tauschen. Sie wird zu ihm, der noch einmal erobern möchte. Er übernimmt den Part einer tugendhaften, verheirateten, treuen Gattin, der Madame Tourvel. Und zusammen bauen sie ein raffiniert-verlogenes Werben auf, um die scheinbar gegen jede Versuchung Gefeite doch zu knacken.(...)
(...)Die zwei Darsteller bieten ein Spiel im Spiel und schlüpfen in zwei weitere Rollen, die sie meisterlich beherrschen, weil sie den Kampf der Geschlechter, Lust und Laster, Begehren und Verwerfen bis in die Abgründe hinein kennen. Drama wechselt mit Satire und mit ein wenig Slapstick.(...)
(...)Die Bühne in Zittau ist auf Kammerspiel hin angelegt. Es gibt rote Wände und im unteren Drittel braun gemusterte Tapete im Stil der Salons vor der Zeit der Französischen Revolution – eine von Heiner Müllers Regieanweisungen für den Zeitraum. Die andere ist »Bunker nach dem Dritten Weltkrieg«. Davon hat sich Regisseurin Sabine Wegner inspirieren lassen. Sie hat sich mit den »Preppers« beschäftigt. Das sind Menschen, die sich auf den Weltuntergang vorbereiten. Darauf zurückzuführen ist ein kleines Häuschen auf Rädern auf der Bühne. Mit Stuhl, Regal, Dosen, einem Sanikasten an der Wand. Mit allem Notwendigen eben.(...)
(...)Man müsste sich schon sehr bemühen, um der Zittauer Inszenierung eine Bedeutung für aktuelle Debatten um Geschlechterrollen abzuringen. Eher schon ist sie ein Seitenhieb auf den Zwang zum ewig Jungsein wollen. Aber es genügt auch, dem Spiel der Kampfhähne zu folgen, die bis auf kleine Aussprache-Undeutlichkeiten überzeugen, egal ob sie Mann, Frau, Verführer, Verführte geben. Für das Duo im »Quartett« gab es langen Applaus.(...)
In Zittau hatte Heiner Müllers »Quartett« Premiere und ist auch ein Seitenhieb auf´s »ewig jung sein wollen.«
(...)Hier agieren zwei alte, abgelebte Menschen, die nicht aus ihren Rollen können. Immer haben sie sich von ihrer Lust treiben lassen. Haben verführt, haben ihren Ruf als Verführer kultiviert. Eine Lebensaufgabe, weil sonst nichts zu tun ist? »... unser erhabener Beruf ist, die Zeit totzuschlagen ...«, sagt Valmont. Und nun tauschen sie sich aus über neueste Eroberungspläne, bei denen fraglich ist, ob sie sich umsetzen lassen. Denn von der einstigen Schönheit ist nichts geblieben. Das wissen die Protagonisten und machen sich nicht mehr die Mühe, sich voreinander in Schale zu werfen. Sie kennen einander, Körper und Seelenabgründe. Sie müssen nicht verbergen, dass sie faltig sind und dicklich. Regisseurin Sabine Wegner und Ausstatter Matthias Winkler lassen ihre Darsteller darum in mit Watte gefüllten Anzügen die Nacktheit vermitteln.(...)
(...)Doch das Spiel von Sabine Krug als Merteuil und von Klaus Bever als Valmont macht den Polsterspeck schnell zur Nebensache. Vor allem, wenn die Beiden beginnen, die Rollen zu tauschen. Sie wird zu ihm, der noch einmal erobern möchte. Er übernimmt den Part einer tugendhaften, verheirateten, treuen Gattin, der Madame Tourvel. Und zusammen bauen sie ein raffiniert-verlogenes Werben auf, um die scheinbar gegen jede Versuchung Gefeite doch zu knacken.(...)
(...)Die zwei Darsteller bieten ein Spiel im Spiel und schlüpfen in zwei weitere Rollen, die sie meisterlich beherrschen, weil sie den Kampf der Geschlechter, Lust und Laster, Begehren und Verwerfen bis in die Abgründe hinein kennen. Drama wechselt mit Satire und mit ein wenig Slapstick.(...)
(...)Die Bühne in Zittau ist auf Kammerspiel hin angelegt. Es gibt rote Wände und im unteren Drittel braun gemusterte Tapete im Stil der Salons vor der Zeit der Französischen Revolution – eine von Heiner Müllers Regieanweisungen für den Zeitraum. Die andere ist »Bunker nach dem Dritten Weltkrieg«. Davon hat sich Regisseurin Sabine Wegner inspirieren lassen. Sie hat sich mit den »Preppers« beschäftigt. Das sind Menschen, die sich auf den Weltuntergang vorbereiten. Darauf zurückzuführen ist ein kleines Häuschen auf Rädern auf der Bühne. Mit Stuhl, Regal, Dosen, einem Sanikasten an der Wand. Mit allem Notwendigen eben.(...)
(...)Man müsste sich schon sehr bemühen, um der Zittauer Inszenierung eine Bedeutung für aktuelle Debatten um Geschlechterrollen abzuringen. Eher schon ist sie ein Seitenhieb auf den Zwang zum ewig Jungsein wollen. Aber es genügt auch, dem Spiel der Kampfhähne zu folgen, die bis auf kleine Aussprache-Undeutlichkeiten überzeugen, egal ob sie Mann, Frau, Verführer, Verführte geben. Für das Duo im »Quartett« gab es langen Applaus.(...)
Foto: Pawel Sosnowski
»Die Schneekönigin« - Rainer Könen - Sächsische Zeitung
Mission Eisklotz
Am Zittauer Theater gab es viel Beifall für die Premiere von Andersens »Schneekönigin«.
(...) In Zittau übernimmt Stephan Bestier den Job, mit seiner Inszenierung das Publikum in den kommenden Wochen in eine nachdenklich-unterhaltsame Weihnachtsstimmung zu versetzen, daran zu erinnern, dass wärmende Menschlichkeit in dieser von vielen als kalt und herzlos wahrgenommenen Zeit helfen kann, das Leben freundlicher zu empfinden (...)
(...) Regisseur Bestier lässt in dem Weihnachtsmärchen-Klassiker, den manche seiner Regie-Kollegen schon mal als eine Art »Holiday on Ice« aufführen, angesichts des von kargen Waldlandschaften geprägten Bühnenbildes, keine Eiskeller-Illusionen aufkommen. Selbst beim Erscheinen der Schneekönigin. Renate Schneider lässt ihre Figur in vielen Szenen wenig frostig wirken. Ganz anders ist der Part der Großmutter angelegt. Diese, gespielt von Sabine Krug, strahlt Herzenswärme aus, als sie etwa den Geschwistern daheim Geschichten erzählt (...)
(...) Bestiers Inszenierung hat Kindertheater-Format, folglich können sich vor allem die jungen Besucher gut in die Story von Kay und Gerda hineinträumen. (...)
(...) In dem 90-minütigen Stück, in dem auch gesungen wird, gibt Martha Pohla die Gerda als patentes und pragmatisch-denkendes Mädchen, das auf ihrer Reise in den Norden erwachsener wird. Paul Nörpel spielt den anfangs naiv-versponnenen Kay, der sich nicht nur mit dem Eissplitter im Herzen, sondern mit jedem weiteren Kuss der Schneekönigin zum Coolboy, zum Eisklotz verwandelt (...)
(...) Wenn sich Gerda in den nordischen Wäldern verirrt, bangt man mit ihr oder wenn sie auf Gestalten wie Lasse und den Räubervater trifft. Herrlich anzusehen, wie David Thomas Pawlak als menschgewordenes Rentier Lasse auf der Suche nach seinen tierischen Verwandten ist, köstlich auch Klaus Beyers Auftritt als Chef einer unterbelichteten Räubergang (...)
(...) So gibt es am Schluss mächtig viel Beifall auf dieser Premierenvorstellung. Die Wintermärchenzeit, sie fängt im Gerhart-Hauptmann-Theater ziemlich gut an (...)
Am Zittauer Theater gab es viel Beifall für die Premiere von Andersens »Schneekönigin«.
(...) In Zittau übernimmt Stephan Bestier den Job, mit seiner Inszenierung das Publikum in den kommenden Wochen in eine nachdenklich-unterhaltsame Weihnachtsstimmung zu versetzen, daran zu erinnern, dass wärmende Menschlichkeit in dieser von vielen als kalt und herzlos wahrgenommenen Zeit helfen kann, das Leben freundlicher zu empfinden (...)
(...) Regisseur Bestier lässt in dem Weihnachtsmärchen-Klassiker, den manche seiner Regie-Kollegen schon mal als eine Art »Holiday on Ice« aufführen, angesichts des von kargen Waldlandschaften geprägten Bühnenbildes, keine Eiskeller-Illusionen aufkommen. Selbst beim Erscheinen der Schneekönigin. Renate Schneider lässt ihre Figur in vielen Szenen wenig frostig wirken. Ganz anders ist der Part der Großmutter angelegt. Diese, gespielt von Sabine Krug, strahlt Herzenswärme aus, als sie etwa den Geschwistern daheim Geschichten erzählt (...)
(...) Bestiers Inszenierung hat Kindertheater-Format, folglich können sich vor allem die jungen Besucher gut in die Story von Kay und Gerda hineinträumen. (...)
(...) In dem 90-minütigen Stück, in dem auch gesungen wird, gibt Martha Pohla die Gerda als patentes und pragmatisch-denkendes Mädchen, das auf ihrer Reise in den Norden erwachsener wird. Paul Nörpel spielt den anfangs naiv-versponnenen Kay, der sich nicht nur mit dem Eissplitter im Herzen, sondern mit jedem weiteren Kuss der Schneekönigin zum Coolboy, zum Eisklotz verwandelt (...)
(...) Wenn sich Gerda in den nordischen Wäldern verirrt, bangt man mit ihr oder wenn sie auf Gestalten wie Lasse und den Räubervater trifft. Herrlich anzusehen, wie David Thomas Pawlak als menschgewordenes Rentier Lasse auf der Suche nach seinen tierischen Verwandten ist, köstlich auch Klaus Beyers Auftritt als Chef einer unterbelichteten Räubergang (...)
(...) So gibt es am Schluss mächtig viel Beifall auf dieser Premierenvorstellung. Die Wintermärchenzeit, sie fängt im Gerhart-Hauptmann-Theater ziemlich gut an (...)
Foto: Pawel Sosnowski
»Revanche« - Ines Eifler - Sächsische Zeitung
Rache oder Spiel - wo endet der Spaß?
Die Zittauer Inszenierung des Kammerspiels »Revanche« lässt erschrecken und jubeln.
(...) Diese Schüsse haben es in sich. Das Publikum erschrickt ordentlich bei der Premiere von »Revanche« am Sonnabend im Zittauer Theater und hüpft auf den Sitzen, als es knallt. Doch was ist hier Mord, was Teil einer hinterhältigen Intrige? Was ist noch Spiel und was reiner Psychoterror? (...)
(…) Die Zittauer bringen das geniale Kriminalkammerspiel »Revanche« des Briten Anthony Shaffer auf die Bühne, das 1971 in den USA als bestes Theaterstück ausgezeichnet und zweimal verfilmt wurde (…)
(…) spannend und voller Überraschungen ist »Revanche« in der Inszenierung der Regisseurin und Schauspielerin Patricia Hachtel (…)
(…) Dabei beginnt das Stück ganz freundlich und zaghaft mit einer Verabredung des wohlhabenden Krimiautors Andrew Wyke (Tilo Werner), der seine Ehefrau satt hat, und des jungen, mittellosen Reiseveranstalters Milo Tindle (Florian Graf), der genau diese Frau liebt. Der Ältere schlägt dem Jüngeren vor, sich freundschaftlich zu einigen und das Ganze mit einem fingierten Einbruch, Juwelenraub und Versicherungsbetrug zu verbinden, damit alle etwas davon haben. Was zunächst wie ein fantasievoller, dramaturgisch gut durchdachter Plan des Krimiautors aussieht, verwandelt sich bald in eine Szenerie der Demütigung, genährt von tiefen Ängsten, Kränkungen und sadistischen Wünschen. Entsprechend gewalttätig ist die Revanche des Jüngeren, die den Autor mit voller Wucht treffen wird (…)
(…) Florian Graf und Tilo Werner gelingt eine sehr klare und präzise Darstellung dieser beiden Männer, die sich in ihren Fähigkeiten zu psychischer Grausamkeit und Rache nicht viel nehmen. Besonders die Rolle des jungen Milo, der von fast kindlicher Offenheit über Todesangst bis zur Lust am Quälen eine weite Bandbreite an Gefühlen durchlebt, ermöglicht es dem 31-jährigen Florian Graf, sich als enorm wandlungsfähigen Schauspieler zu zeigen. Auch in den komischen Szenen – Anthony Shaffers Humor ist englisch und schwarz – ist er höchst überzeugend (…)
(…) Tilo Werner stattet den selbstverliebten Autor und Spieler Andrew mit jovialer Selbstbeherrschung aus, aber auch seine Nervosität in höchster Verzweiflung wirkt geradezu ansteckend (…)
(…) In diesem spannenden psychologischen Verwirrspiel um männliche Versagensängste haben die Darsteller jede Menge Text zu bewältigen, der nie langatmig wird (Dramaturgie: Gerhard Herfeldt), den sie manchmal beeindruckend rasant sprechen und der manchmal prägnante Sätze enthält, die im Gedächtnis haften bleiben (…)
(…) Für die Zittauer »Revanche« hat Leonore Pilz ein ebenso klares, schnörkelloses Bühnenbild gestaltet, das ohne Umbau auskommt, aber mehrere Ebenen hat, mit Fantasie ein Hinterzimmer erahnen lässt und mit kleinen Filmen einer Überwachungskamera sogar bis nach draußen reicht. All dies – der Text, die Darstellung, die Atmosphäre – ließ das Publikum nach der Premiere aufstehen, jubeln und lange applaudieren (…)
Die Zittauer Inszenierung des Kammerspiels »Revanche« lässt erschrecken und jubeln.
(...) Diese Schüsse haben es in sich. Das Publikum erschrickt ordentlich bei der Premiere von »Revanche« am Sonnabend im Zittauer Theater und hüpft auf den Sitzen, als es knallt. Doch was ist hier Mord, was Teil einer hinterhältigen Intrige? Was ist noch Spiel und was reiner Psychoterror? (...)
(…) Die Zittauer bringen das geniale Kriminalkammerspiel »Revanche« des Briten Anthony Shaffer auf die Bühne, das 1971 in den USA als bestes Theaterstück ausgezeichnet und zweimal verfilmt wurde (…)
(…) spannend und voller Überraschungen ist »Revanche« in der Inszenierung der Regisseurin und Schauspielerin Patricia Hachtel (…)
(…) Dabei beginnt das Stück ganz freundlich und zaghaft mit einer Verabredung des wohlhabenden Krimiautors Andrew Wyke (Tilo Werner), der seine Ehefrau satt hat, und des jungen, mittellosen Reiseveranstalters Milo Tindle (Florian Graf), der genau diese Frau liebt. Der Ältere schlägt dem Jüngeren vor, sich freundschaftlich zu einigen und das Ganze mit einem fingierten Einbruch, Juwelenraub und Versicherungsbetrug zu verbinden, damit alle etwas davon haben. Was zunächst wie ein fantasievoller, dramaturgisch gut durchdachter Plan des Krimiautors aussieht, verwandelt sich bald in eine Szenerie der Demütigung, genährt von tiefen Ängsten, Kränkungen und sadistischen Wünschen. Entsprechend gewalttätig ist die Revanche des Jüngeren, die den Autor mit voller Wucht treffen wird (…)
(…) Florian Graf und Tilo Werner gelingt eine sehr klare und präzise Darstellung dieser beiden Männer, die sich in ihren Fähigkeiten zu psychischer Grausamkeit und Rache nicht viel nehmen. Besonders die Rolle des jungen Milo, der von fast kindlicher Offenheit über Todesangst bis zur Lust am Quälen eine weite Bandbreite an Gefühlen durchlebt, ermöglicht es dem 31-jährigen Florian Graf, sich als enorm wandlungsfähigen Schauspieler zu zeigen. Auch in den komischen Szenen – Anthony Shaffers Humor ist englisch und schwarz – ist er höchst überzeugend (…)
(…) Tilo Werner stattet den selbstverliebten Autor und Spieler Andrew mit jovialer Selbstbeherrschung aus, aber auch seine Nervosität in höchster Verzweiflung wirkt geradezu ansteckend (…)
(…) In diesem spannenden psychologischen Verwirrspiel um männliche Versagensängste haben die Darsteller jede Menge Text zu bewältigen, der nie langatmig wird (Dramaturgie: Gerhard Herfeldt), den sie manchmal beeindruckend rasant sprechen und der manchmal prägnante Sätze enthält, die im Gedächtnis haften bleiben (…)
(…) Für die Zittauer »Revanche« hat Leonore Pilz ein ebenso klares, schnörkelloses Bühnenbild gestaltet, das ohne Umbau auskommt, aber mehrere Ebenen hat, mit Fantasie ein Hinterzimmer erahnen lässt und mit kleinen Filmen einer Überwachungskamera sogar bis nach draußen reicht. All dies – der Text, die Darstellung, die Atmosphäre – ließ das Publikum nach der Premiere aufstehen, jubeln und lange applaudieren (…)
Foto: Pawel Sosnowski
»Auf hoher See« - Ines Eifler - Sächsische Zeitung
Kannibalen aus Not
In »Auf hoher See« ist Moral eine dünne Schicht. Und das Lachen bleibt im Halse stecken.
(...) Drei Schiffbrüchige in einem Boot, ohne Wasser und Brot: ein Machtmensch, der »Dicke«, ein Mitläufer, der »Mittlere«, und ein Opfer, der »Schmächtige« (...)
(...) Casper Sawade (...) spielt diesen rohen Mann im verschlissenen Frack und Zylinder glaubwürdig als latenten Gewalttäter, dem nicht zu trauen ist. Seine leisen Töne klingen drohend, die lauten lassen das Publikum zusammenfahren. Auch dem Mittleren, gespielt von Klaus Beyer, will man nicht trauen. Listig und devot wetzt er die Messer, immer auf der Seite des Stärkeren, was nicht weniger unheimlich gelingt als das hungrig Böse des Dicken. In der Rolle des Schmächtigen, der von Beginn an als Opfer auserkoren scheint und letztlich nackt bis auf ein Lendentuch am Kreuz hängt, überzeugt genau wie die beiden anderen David Thomas Pawlak (...)
(...) Uwe Körner, der beide Rollen (Postbote und Lakai) spielt, sorgt auch für Momente, in denen das Publikum sich wirklich amüsiert, während ihnen das Lachen sonst eher im Halse steckenbleibt (...)
In »Auf hoher See« ist Moral eine dünne Schicht. Und das Lachen bleibt im Halse stecken.
(...) Drei Schiffbrüchige in einem Boot, ohne Wasser und Brot: ein Machtmensch, der »Dicke«, ein Mitläufer, der »Mittlere«, und ein Opfer, der »Schmächtige« (...)
(...) Casper Sawade (...) spielt diesen rohen Mann im verschlissenen Frack und Zylinder glaubwürdig als latenten Gewalttäter, dem nicht zu trauen ist. Seine leisen Töne klingen drohend, die lauten lassen das Publikum zusammenfahren. Auch dem Mittleren, gespielt von Klaus Beyer, will man nicht trauen. Listig und devot wetzt er die Messer, immer auf der Seite des Stärkeren, was nicht weniger unheimlich gelingt als das hungrig Böse des Dicken. In der Rolle des Schmächtigen, der von Beginn an als Opfer auserkoren scheint und letztlich nackt bis auf ein Lendentuch am Kreuz hängt, überzeugt genau wie die beiden anderen David Thomas Pawlak (...)
(...) Uwe Körner, der beide Rollen (Postbote und Lakai) spielt, sorgt auch für Momente, in denen das Publikum sich wirklich amüsiert, während ihnen das Lachen sonst eher im Halse steckenbleibt (...)
Foto: Pawel Sosnowski
»Auf hoher See« - Ute Grundmann - Die Deutsche Bühne
Kampf ums Überleben
(...) Für die Aufführung geht es »hinter den Vorhang«, auf einen kleinen Teil der großen Bühne, wo David Marek das schön-schäbige Ambiente der drei Schiffbrüchigen eingerichtet hat. Die tragen bei Mrożek keine individuellen Namen, sondern heißen »Der dicke Schiffbrüchige« (Caspar Sawade, im Hauptberuf Kaufmännischer Leiter und Geschäftsführer des Gerhart Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau), »Der mittlere Schiffbrüchige« (Klaus Beyer) und »Der schmächtige Schiffbrüchige« (David Thomas Pawlak). Als deren Hunger unerträglich wird und die Frage des Kannibalismus immer stärker über die Planken schwebt, versuchen sie es zunächst mit Appellen an den Kameradschaftsgeist, die gute Erziehung (...)
(...) Grzegorz Stosz inszeniert das mit scheinbar leichter Hand, aber großer Ernsthaftigkeit (...)
(...) Die drei Darsteller gehen vielschichtig und differenziert mit ihren Figuren um und mit viel Spielfreude, auch wenn ihnen dafür nur 65 Minuten bleiben (...)
(...) Grzegorz Stosz inszeniert geradlinig und lässt die Frage nach dem, was Menschen einander antun, um zu überleben, immer im Raum stehen. Und er bricht Mrożeks Parabel mehrfach auf, indem er die Bühnenszene aus- und Filme einblendet, in denen die drei Protagonisten im bürgerlichen Anzug und Ambiente mit den Fingern Torte schlecken und das gerade Gesagte wiederholen: Nicht allein eine verzweifelte Situation bringt Menschen zu so einer »Lösung« (...)
(...) Das ist so ansehnlich wie nachdenklich machend. Das doppelbödige Ende sei hier nicht verraten, nur soviel: Es ist so punktgenau wie perfide (...)
(...) Für die Aufführung geht es »hinter den Vorhang«, auf einen kleinen Teil der großen Bühne, wo David Marek das schön-schäbige Ambiente der drei Schiffbrüchigen eingerichtet hat. Die tragen bei Mrożek keine individuellen Namen, sondern heißen »Der dicke Schiffbrüchige« (Caspar Sawade, im Hauptberuf Kaufmännischer Leiter und Geschäftsführer des Gerhart Hauptmann-Theaters Görlitz-Zittau), »Der mittlere Schiffbrüchige« (Klaus Beyer) und »Der schmächtige Schiffbrüchige« (David Thomas Pawlak). Als deren Hunger unerträglich wird und die Frage des Kannibalismus immer stärker über die Planken schwebt, versuchen sie es zunächst mit Appellen an den Kameradschaftsgeist, die gute Erziehung (...)
(...) Grzegorz Stosz inszeniert das mit scheinbar leichter Hand, aber großer Ernsthaftigkeit (...)
(...) Die drei Darsteller gehen vielschichtig und differenziert mit ihren Figuren um und mit viel Spielfreude, auch wenn ihnen dafür nur 65 Minuten bleiben (...)
(...) Grzegorz Stosz inszeniert geradlinig und lässt die Frage nach dem, was Menschen einander antun, um zu überleben, immer im Raum stehen. Und er bricht Mrożeks Parabel mehrfach auf, indem er die Bühnenszene aus- und Filme einblendet, in denen die drei Protagonisten im bürgerlichen Anzug und Ambiente mit den Fingern Torte schlecken und das gerade Gesagte wiederholen: Nicht allein eine verzweifelte Situation bringt Menschen zu so einer »Lösung« (...)
(...) Das ist so ansehnlich wie nachdenklich machend. Das doppelbödige Ende sei hier nicht verraten, nur soviel: Es ist so punktgenau wie perfide (...)
Foto: Pawel Sosnowski
»Auf hoher See« - Andreas Herrmann - Dresdner Neueste Nachrichten
Zweidrittelmehrheit als Lebensurteil
Gregorz Stosz inszeniert Sławomir Mrożeks Farce »Auf hoher See« am Hauptmann-Theater-Zittau.
(...) Der dicke Schiffbrüchige, prägnant gespielt von Geschäftsführer Caspar Sawade, der hier zeigt, dass er als ausgebildeter Schauspieler auch anders als jovial oder kollegial sein könnte, ist klar der Chef, der immer einen von den beiden anderen zwecks tödlicher Zweidrittelmehrheit auf seine Seite bekäme. Der mittlere, gegeben von Klaus »Valmont« Beyer, ist ein Mitläufer, wie sie jede Demokratie zum Überleben braucht. Nur einmal blitzt es auf, jenes gefährliche Misstrauen, was die ganze Konstellation ändern würde. David Thomas Pawlak, als der Schmächtige der Benjamin und Familienvater und damit eigentlich der Überlebenswürdigste, steigert sich furios in seiner Selbstverteidigung, um dann in aller Verzweiflung an der Opferrolle Gefallen und – in Jesuspose am Mast sein Glück zu finden. Furios auch Uwe Körner, eigentlich Inspizient und unermüdlicher Regieassistent, der als Lakai und Postbotenschwimmer für die absurden Momente in dieser Politsatire sorgt (...)
Gregorz Stosz inszeniert Sławomir Mrożeks Farce »Auf hoher See« am Hauptmann-Theater-Zittau.
(...) Der dicke Schiffbrüchige, prägnant gespielt von Geschäftsführer Caspar Sawade, der hier zeigt, dass er als ausgebildeter Schauspieler auch anders als jovial oder kollegial sein könnte, ist klar der Chef, der immer einen von den beiden anderen zwecks tödlicher Zweidrittelmehrheit auf seine Seite bekäme. Der mittlere, gegeben von Klaus »Valmont« Beyer, ist ein Mitläufer, wie sie jede Demokratie zum Überleben braucht. Nur einmal blitzt es auf, jenes gefährliche Misstrauen, was die ganze Konstellation ändern würde. David Thomas Pawlak, als der Schmächtige der Benjamin und Familienvater und damit eigentlich der Überlebenswürdigste, steigert sich furios in seiner Selbstverteidigung, um dann in aller Verzweiflung an der Opferrolle Gefallen und – in Jesuspose am Mast sein Glück zu finden. Furios auch Uwe Körner, eigentlich Inspizient und unermüdlicher Regieassistent, der als Lakai und Postbotenschwimmer für die absurden Momente in dieser Politsatire sorgt (...)
Foto: Pawel Sosnowski
»Der kleine Horrorladen« - Ines Eifler - Sächsische Zeitung
Am Rand das Beste
Das Zittauer Theater bringt mit dem »Kleinen Horrorladen« eines der meistgespielten Musicals auf die Bühne. In einer Inszenierung, die von kleinen Besonderheiten lebt.
(…) Würde es einen Preis für die beste Nebenrolle geben, dann hätte ihn Martha Pohla für ihre Rolle des Junkiemädchens vor den Türen des »Kleinen Horrorladens« verdient. Sie eröffnet das Musical, indem sie als verwahrloste, betrunkene Obdachlose ihren Einkaufswagen durchs Bild schiebt, und sendet noch am Ende schwankend betrunkene Blicke ins Publikum, als dieses schon stehend applaudiert. Die Premiere der Zittauer Musicalinszenierung am Sonnabend war ein voller Erfolg (…)
(…) Das verdankt sich besonders der Idee Dorotty Szalmas, nicht nur die Handlung des »Kleinen Horrorladens« um die wachsende Macht einer menschenfressenden Pflanze zu inszenieren, sondern dem Stück mit der zusätzlichen Figur der jungen Obdachlosen im Bühnenvordergrund eine zweite Dimension zu verleihen (…)
(…) Besser kann man den Kitsch kaum brechen, zu dem das Musical sonst neigen könnte. Dass Martha Pohla auch der Pflanze ihre dunkle Stimme leiht, so dass die eingängigen Songs zuweilen an das Musical »Hair« erinnern, ist ebenfalls eine große Stärke der Inszenierung (…)
(…) Überhaupt ist es gut, dass Dorotty Szalma manches anders macht im Vergleich zu dem oft ähnlich inszenierten Stoff, der seit fast 60 Jahren Erfolge feiert: Angefangen mit der US-amerikanischen Horrorfilmkomödie »Kleiner Laden voller Schrecken« von 1960, die als erfolgreichste Billigfilmproduktion aller Zeiten gilt, über das darauf basierende Musical, das 1982 in New York uraufgeführt wurde und eines der in Deutschland am häufigsten gespielten ist, bis zur Hollywoodneuverfilmung 1986 (…)
(…) Zum Personal des Musicals gehören drei Damen, die das Geschehen meist in Songs kommentieren (…)
(…) Sabine Krug, Renate Schneider und Patricia Hachtel unterscheiden sich allein durch ihre Figuren so deutlich voneinander, dass ihre Auftritte gut als Parodie auf sonstige Backgroundsängerinnentrios zu verstehen sind (...)
(…) Auch Seymour ist in Zittau zum Glück nicht der Nerd aus dem Film von 1986 (…)
(…) Florian Graf spielt ihn als zwar schüchternen, aber leidenschaftlichen jungen Mann, der mit starker Stimme gegen die Übermacht seiner Pflanze ansingt. Maria Weber spielt Audrey, die sich nach dem unfreiwilligen Tod ihres »Boyfriends« zu Seymour bekennt, durchaus als »etwas unbedarft«, wie es im Libretto steht, aber dennoch so, dass man trotz Trash und Satire Mitgefühl für das geschlagene Mädchen aus ärmsten Verhältnissen entwickeln kann (…)
(…) Das Bühnenbild von Udo Herbster passt mit seinen Backsteinwänden und Metalltreppen zu der heruntergekommenen Vorstadt, in der das Stück spielt (…)
Das Zittauer Theater bringt mit dem »Kleinen Horrorladen« eines der meistgespielten Musicals auf die Bühne. In einer Inszenierung, die von kleinen Besonderheiten lebt.
(…) Würde es einen Preis für die beste Nebenrolle geben, dann hätte ihn Martha Pohla für ihre Rolle des Junkiemädchens vor den Türen des »Kleinen Horrorladens« verdient. Sie eröffnet das Musical, indem sie als verwahrloste, betrunkene Obdachlose ihren Einkaufswagen durchs Bild schiebt, und sendet noch am Ende schwankend betrunkene Blicke ins Publikum, als dieses schon stehend applaudiert. Die Premiere der Zittauer Musicalinszenierung am Sonnabend war ein voller Erfolg (…)
(…) Das verdankt sich besonders der Idee Dorotty Szalmas, nicht nur die Handlung des »Kleinen Horrorladens« um die wachsende Macht einer menschenfressenden Pflanze zu inszenieren, sondern dem Stück mit der zusätzlichen Figur der jungen Obdachlosen im Bühnenvordergrund eine zweite Dimension zu verleihen (…)
(…) Besser kann man den Kitsch kaum brechen, zu dem das Musical sonst neigen könnte. Dass Martha Pohla auch der Pflanze ihre dunkle Stimme leiht, so dass die eingängigen Songs zuweilen an das Musical »Hair« erinnern, ist ebenfalls eine große Stärke der Inszenierung (…)
(…) Überhaupt ist es gut, dass Dorotty Szalma manches anders macht im Vergleich zu dem oft ähnlich inszenierten Stoff, der seit fast 60 Jahren Erfolge feiert: Angefangen mit der US-amerikanischen Horrorfilmkomödie »Kleiner Laden voller Schrecken« von 1960, die als erfolgreichste Billigfilmproduktion aller Zeiten gilt, über das darauf basierende Musical, das 1982 in New York uraufgeführt wurde und eines der in Deutschland am häufigsten gespielten ist, bis zur Hollywoodneuverfilmung 1986 (…)
(…) Zum Personal des Musicals gehören drei Damen, die das Geschehen meist in Songs kommentieren (…)
(…) Sabine Krug, Renate Schneider und Patricia Hachtel unterscheiden sich allein durch ihre Figuren so deutlich voneinander, dass ihre Auftritte gut als Parodie auf sonstige Backgroundsängerinnentrios zu verstehen sind (...)
(…) Auch Seymour ist in Zittau zum Glück nicht der Nerd aus dem Film von 1986 (…)
(…) Florian Graf spielt ihn als zwar schüchternen, aber leidenschaftlichen jungen Mann, der mit starker Stimme gegen die Übermacht seiner Pflanze ansingt. Maria Weber spielt Audrey, die sich nach dem unfreiwilligen Tod ihres »Boyfriends« zu Seymour bekennt, durchaus als »etwas unbedarft«, wie es im Libretto steht, aber dennoch so, dass man trotz Trash und Satire Mitgefühl für das geschlagene Mädchen aus ärmsten Verhältnissen entwickeln kann (…)
(…) Das Bühnenbild von Udo Herbster passt mit seinen Backsteinwänden und Metalltreppen zu der heruntergekommenen Vorstadt, in der das Stück spielt (…)
Foto: Pawel Sosnowski
»The Walking Z« - Jan Lange - Sächsische Zeitung
Mit Liebe gegen Zombies
Der Zittauer Theaterjugendclub spielt »WalkingZ« – ein relativ kurzes und schnelles Stück. Aber mit guten Darstellern
(...) Die 16-Jährige wird von den Mitstreitern im Theaterjugendclub, vor allem von Zacharias, der sich selbst Zac nennt, gemobbt Sie sei wie ein Buch von Dostojewski –dick, schwer und keiner will dich anfassen (...)
(...) Zoes Darstellerin Luisa Jäger ist dabei überhaupt nicht mollig. Das sie dennoch mit der Hauptrolle in dem neuen Theaterjugendstück »Walking Z« betraut wurde, liegt vielleicht auch daran, dass sie bereits im Vorjahr in »Oleanna« die Hauptrolle gespielt hatte (...)
(...) Die Figur des Zac wird von Karl-Georg Rößler dargestellt (...)
(...) Mit seiner Darstellung des Zac habe er die Theaterchefin begeistert. Und nicht nur sie (...)
(...) »Walking Z« ist insgesamt ein sehr schnelles Stück, immer wieder wechseln sich Szenen mit Zoe und Szenen mit Zac ab, bis beide schließlich wieder aufeinandertreffen und sich gemeinsam gegen die zahlreichen Zombies in Zittauer wehren müssen (...)
(...) Um die Zombie-Apokalypse zu überleben, müssen sie sich aber wohl oder übel zusammentun. Und aus der Hassliebe wird am Ende richtige Liebe (...)
(...) Für die Schauspielchefin bietet das Jugendstück das, was Theaterausmacht: eine frische Umsetzung mit vielen Lachern. Dem kann man sich nur anschließen (...)
Der Zittauer Theaterjugendclub spielt »WalkingZ« – ein relativ kurzes und schnelles Stück. Aber mit guten Darstellern
(...) Die 16-Jährige wird von den Mitstreitern im Theaterjugendclub, vor allem von Zacharias, der sich selbst Zac nennt, gemobbt Sie sei wie ein Buch von Dostojewski –dick, schwer und keiner will dich anfassen (...)
(...) Zoes Darstellerin Luisa Jäger ist dabei überhaupt nicht mollig. Das sie dennoch mit der Hauptrolle in dem neuen Theaterjugendstück »Walking Z« betraut wurde, liegt vielleicht auch daran, dass sie bereits im Vorjahr in »Oleanna« die Hauptrolle gespielt hatte (...)
(...) Die Figur des Zac wird von Karl-Georg Rößler dargestellt (...)
(...) Mit seiner Darstellung des Zac habe er die Theaterchefin begeistert. Und nicht nur sie (...)
(...) »Walking Z« ist insgesamt ein sehr schnelles Stück, immer wieder wechseln sich Szenen mit Zoe und Szenen mit Zac ab, bis beide schließlich wieder aufeinandertreffen und sich gemeinsam gegen die zahlreichen Zombies in Zittauer wehren müssen (...)
(...) Um die Zombie-Apokalypse zu überleben, müssen sie sich aber wohl oder übel zusammentun. Und aus der Hassliebe wird am Ende richtige Liebe (...)
(...) Für die Schauspielchefin bietet das Jugendstück das, was Theaterausmacht: eine frische Umsetzung mit vielen Lachern. Dem kann man sich nur anschließen (...)
Foto: Artjom Belan
»Die Räuber« - Silvia Stengel - Sächsische Zeitung
Schreckliches hinter der schönen Fassade
Das Zittauer Theater zeigt im Klosterhof Schillers »Räuber« mit heutigen Bezügen.
(…) Florian Graf ist die große Überraschung bei der Premiere des Zittauer Theaters am Sonnabend im Klosterhof. (…)
(…) Wie sein Lächeln einfriert, ist einer der Gänsehautmomente an diesem Abend. (…)
(…) Das schauerliche Geschehen wird schon vor Beginn des Schauspiels klar. Wer den Klosterhof betritt, sieht einen Baum, an dem einer aufgehängt wurde. Nicht weitentfernt steht ein Galgen. Für die Bühne hat der Ausstatter Franz Gronemeyer Podeste ausgesucht, die mehrere Ebenen bilden und für manche Überraschung sorgen. (…)
(…) Und natürlich geht es um Liebe. Amalia heißt die Schöne, die in den edelmütigen Karl verliebt ist und seinen intriganten Bruder von Anfang an durchschaut. Regisseurin Olga Wildgruber lässt sie dreifach erscheinen, gespielt von Maria Weber, Renate Schneider und Sabine Krug. Fast alle Schauspieler haben Doppelrollen und alle überzeugen. Den edelmütigen Karl gibt Philipp A. Reinheimer, er tritt auch mit Gitarre auf und ist als Gast am Theater wie die Regisseurin. (…)
(…) Ansonsten sind die Kostüme eine Mischung aus edler Robe für das gräfliche Milieu und modernen Elementen wie Glitzerweste oder Lederkappe für die Räuber. (…)
(…) Bei den »Räubern« schafft es das Team auch, die heutigen Bezüge zu vermitteln. (…)
(…) Am Ende gibt es einen langen Applaus mit Jubelrufen. (…)
Das Zittauer Theater zeigt im Klosterhof Schillers »Räuber« mit heutigen Bezügen.
(…) Florian Graf ist die große Überraschung bei der Premiere des Zittauer Theaters am Sonnabend im Klosterhof. (…)
(…) Wie sein Lächeln einfriert, ist einer der Gänsehautmomente an diesem Abend. (…)
(…) Das schauerliche Geschehen wird schon vor Beginn des Schauspiels klar. Wer den Klosterhof betritt, sieht einen Baum, an dem einer aufgehängt wurde. Nicht weitentfernt steht ein Galgen. Für die Bühne hat der Ausstatter Franz Gronemeyer Podeste ausgesucht, die mehrere Ebenen bilden und für manche Überraschung sorgen. (…)
(…) Und natürlich geht es um Liebe. Amalia heißt die Schöne, die in den edelmütigen Karl verliebt ist und seinen intriganten Bruder von Anfang an durchschaut. Regisseurin Olga Wildgruber lässt sie dreifach erscheinen, gespielt von Maria Weber, Renate Schneider und Sabine Krug. Fast alle Schauspieler haben Doppelrollen und alle überzeugen. Den edelmütigen Karl gibt Philipp A. Reinheimer, er tritt auch mit Gitarre auf und ist als Gast am Theater wie die Regisseurin. (…)
(…) Ansonsten sind die Kostüme eine Mischung aus edler Robe für das gräfliche Milieu und modernen Elementen wie Glitzerweste oder Lederkappe für die Räuber. (…)
(…) Bei den »Räubern« schafft es das Team auch, die heutigen Bezüge zu vermitteln. (…)
(…) Am Ende gibt es einen langen Applaus mit Jubelrufen. (…)
»Vier Fäuste für ein Halleluja« - Rainer Könen - Sächsische Zeitung
Wer zuerst zieht, zieht den Kürzeren
Auf der Waldbühne Jonsdorf begeistert die Uraufführung »Vier Fäuste für ein Halleluja«.
(…) Regisseur Axel Stöcker, am Gerhart-Hauptmann-Theater der Experte für spektakuläre Open-Air-Inszenierungen, lässt es mit dem Ensemble ordentlich krachen. (…)
(…) Lockere Sprüche wie »Noch so ein Gag, dann ist die Nase weg« kommen munter angaloppiert. Wenn Trinity die intellektuell limitierten Outlaws zur Räson bringt, klingt das so: »Waffen weg, Bohnen her, Aussicht genießen!«. (…)
(…) Bemerkenswert Florian Graf als Trinity. Als vermeintlicher Naivling schwingt er meisterlich den Revolver, macht mit Kompagnon Andreas Hüttner bei den opulenten Prügelszenen auch sportlich eine gute Figur. (…)
(…) Running Gag ist ein permanent pupsendes Kleinkind einer Siedlerfamilie, was mit dem Satz kommentiert wird: »Die kleine Analtrompete bekommt wohl nur Naturkost«. (…)
(…) Manche Akteure, so Marc Schützenhofer und sein Kollege Fabian Quast, schlüpfen im Minutentakt in verschiedene Rollen. (…)
(…) Doch Terence Hill, pardon, Florian Graf und sein Bud-Spencer-Imitat Andreas Hüttner reißen es mit Coolness und flotten Sprüchen wieder raus. (…)
(…) Arg tiefsinnig ist das alles natürlich nicht. Aber es ist ein unterhaltsamer Ritt durch den komödiantischen Wilden Weste(r)n, der beim Publikum im Dreiländereck ankommt und in diesem Sommer für einen Besucherrekord sorgen dürfte. (…)
Rainer Könen, Sächsische Zeitung, 01.07.2019
Auf der Waldbühne Jonsdorf begeistert die Uraufführung »Vier Fäuste für ein Halleluja«.
(…) Regisseur Axel Stöcker, am Gerhart-Hauptmann-Theater der Experte für spektakuläre Open-Air-Inszenierungen, lässt es mit dem Ensemble ordentlich krachen. (…)
(…) Lockere Sprüche wie »Noch so ein Gag, dann ist die Nase weg« kommen munter angaloppiert. Wenn Trinity die intellektuell limitierten Outlaws zur Räson bringt, klingt das so: »Waffen weg, Bohnen her, Aussicht genießen!«. (…)
(…) Bemerkenswert Florian Graf als Trinity. Als vermeintlicher Naivling schwingt er meisterlich den Revolver, macht mit Kompagnon Andreas Hüttner bei den opulenten Prügelszenen auch sportlich eine gute Figur. (…)
(…) Running Gag ist ein permanent pupsendes Kleinkind einer Siedlerfamilie, was mit dem Satz kommentiert wird: »Die kleine Analtrompete bekommt wohl nur Naturkost«. (…)
(…) Manche Akteure, so Marc Schützenhofer und sein Kollege Fabian Quast, schlüpfen im Minutentakt in verschiedene Rollen. (…)
(…) Doch Terence Hill, pardon, Florian Graf und sein Bud-Spencer-Imitat Andreas Hüttner reißen es mit Coolness und flotten Sprüchen wieder raus. (…)
(…) Arg tiefsinnig ist das alles natürlich nicht. Aber es ist ein unterhaltsamer Ritt durch den komödiantischen Wilden Weste(r)n, der beim Publikum im Dreiländereck ankommt und in diesem Sommer für einen Besucherrekord sorgen dürfte. (…)
Rainer Könen, Sächsische Zeitung, 01.07.2019
Foto: Pawel Sosnowski
»Wunderland« - Ines Eifler - Sächsische Zeitung
Zwischen Traum und Leben
Die neue Görlitzer Tanztheaterproduktion ist eine Fantasie auf Alice im Wunderland. Aber sie geht weit darüber hinaus.
(...) Was für ein wunderbares Stück bringt das Görlitzer Tanztheater da gerade auf die Bühne. Fans des englischen Klassikers »Alice im Wunderland« werden ihre wahre Freude daran haben! (...)
(...) Tatsächlich ist »Wunderland« von Dan Pelleg und Marko E. Weigert so nahe an der Vorlage, dass man eintauchen kann in die vertraute Carroll’sche Welt voller Sonderbarkeiten und zugleich staunen muss über die ideenreiche Umsetzung: über die ungewöhnlichen Motive, Assoziationsmöglichkeiten und Bewegungen. Über die ganz verschiedenen Arten von Tanz, die mal sanft und anmutig, mal leidenschaftlich, mal roboterhaft, mal akrobatisch in ihren Bann ziehen. Die inspirierte Musikauswahl von Dan Pelleg führt von sphärischen Chören über technische Rhythmen, orientalische Klänge, den hellen Glockentönen eines Wiegenliedes bis zu einer Adaption der »Sweet dreams« von Annie Lennox. Die Tänzer singen diesmal sogar selbst, unter anderem als mehrstimmiger a-capella-Chor. (...)
(...) Es gibt wunderbare Verwandlungen wie einen Tanz, in dem ein Unterhemd zur emotionalen Verbindung wird, zum Faden, der sich bis zum Zerreißen spannen kann. Es gibt eindrucksvolle Solo- und Duotänze, die das Stück weit über die Handlung im Wunderland hinaustragen und dem Zuschauer frei überlassen, wovon er dabei träumt. (...)
(...) Die Bühne von Britta Bremer erinnert zum Glück rein gar nicht an die Atmosphäre mancher kitschigen Verfilmung des Buches. Alice landet nach ihrer Verfolgung des Kaninchens in einem großgekachelten Raum, der jede Farbe annehmen kann, der später bis ins Unendliche zu reichen scheint und dessen Bodenkissen sich in Kartenhäuser verwandeln können. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto weiter wird der Raum. (...)
Die neue Görlitzer Tanztheaterproduktion ist eine Fantasie auf Alice im Wunderland. Aber sie geht weit darüber hinaus.
(...) Was für ein wunderbares Stück bringt das Görlitzer Tanztheater da gerade auf die Bühne. Fans des englischen Klassikers »Alice im Wunderland« werden ihre wahre Freude daran haben! (...)
(...) Tatsächlich ist »Wunderland« von Dan Pelleg und Marko E. Weigert so nahe an der Vorlage, dass man eintauchen kann in die vertraute Carroll’sche Welt voller Sonderbarkeiten und zugleich staunen muss über die ideenreiche Umsetzung: über die ungewöhnlichen Motive, Assoziationsmöglichkeiten und Bewegungen. Über die ganz verschiedenen Arten von Tanz, die mal sanft und anmutig, mal leidenschaftlich, mal roboterhaft, mal akrobatisch in ihren Bann ziehen. Die inspirierte Musikauswahl von Dan Pelleg führt von sphärischen Chören über technische Rhythmen, orientalische Klänge, den hellen Glockentönen eines Wiegenliedes bis zu einer Adaption der »Sweet dreams« von Annie Lennox. Die Tänzer singen diesmal sogar selbst, unter anderem als mehrstimmiger a-capella-Chor. (...)
(...) Es gibt wunderbare Verwandlungen wie einen Tanz, in dem ein Unterhemd zur emotionalen Verbindung wird, zum Faden, der sich bis zum Zerreißen spannen kann. Es gibt eindrucksvolle Solo- und Duotänze, die das Stück weit über die Handlung im Wunderland hinaustragen und dem Zuschauer frei überlassen, wovon er dabei träumt. (...)
(...) Die Bühne von Britta Bremer erinnert zum Glück rein gar nicht an die Atmosphäre mancher kitschigen Verfilmung des Buches. Alice landet nach ihrer Verfolgung des Kaninchens in einem großgekachelten Raum, der jede Farbe annehmen kann, der später bis ins Unendliche zu reichen scheint und dessen Bodenkissen sich in Kartenhäuser verwandeln können. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto weiter wird der Raum. (...)
Foto: Marlies Kross
»Wunderland« - Boris Michael Gruhl - tanznetz
VERRÜCKT BLEIBEN HILFT
Das neue Tanzstück »Wunderland - wie nächtliche Schatten« in Görlitz ist gelungen
(...) In Görlitz entdecken die elf Tänzerinnen und Tänzer dieses neuen Tanzstückes von Dan Pelleg und Marko E. Weigert ihre eigenen Wunderländer und begeben sich auf die Reisen ihrer Fantasien. Nicht zuletzt beziehen sich diese auch auf ihre eigenen Lebensreisen, die sie aus insgesamt sieben Nationen unterschiedlicher Kontinente nach Görlitz geführt haben (...)
(...) Zunächst sitzt da ein zierlicher Junge in der Ecke, nahe an den Zuschauern. An seinem Kostüm entdeckt man riesige Hände, die ihn einschnüren und einschränken, wogegen er vergeblich mit zuckenden Bewegungen versucht anzukämpfen. Es ist, als wollten wunderbare Fantasien diesen eingeschränkten Körper sprengen, als tobe in diesem jungen Mann ein Kampf, wovon die schmerzhaft wirkenden Zuckungen zeugen (...)
(...) Das ist nur eines von vielen Beispielen, wie in »Wunderland« die Tänzerinnen und Tänzer größtenteils aus der dunklen Tiefe des Grabens sich herauswagen und die Tür finden, die in jenen Tunnel führt, um dann darin ihre Bewegungen, ihre Töne, ihre Lebens- und Liebesformen zu finden (...)
(...) Und schon erlangt dieses Wunderland im Theater in Görlitz eigentlich weltweite Dimensionen. Da werden die Dimensionen der Wahrnehmung auf sich selbst und auf die anderen verrückt, und dann sind sie alle ein bisschen verrückt und wirken doch so ganz normal. Sei es, dass in manchen Variationen des Tanzes die Aufbrüche der Flower-Power-Bewegung beschworen werden, dass ein Tänzer mit aller Anstrengung versucht, aus seiner Haut zu kommen und dann doch ganz glücklich ist mit seiner Partnerin, weil darin Platz genug für beide ist (...)
(...) Zudem locken so verführerische Klänge durch die Auswahl der ganz unterschiedlichen Musik. Geht ja nicht aus dem Kopf: »My love is like a red, red rose« mit The Kingʻs Singers, noch dazu wenn ein so bewegend sensibles Duett getanzt wird. Auch im zeitgenössischen Tanz hebt man ab, da lassen die Tänzer einander schweben, in schönen Sprüngen als Momente der Freiheit (...)
(...) Aber in diesem Wunderland gibt es auch immer wieder freie, performative Momente. Dann bringen sich die Tänzerinnen und Tänzer sehr persönlich ein, dennoch geführt und geleitet von Dan Pelleg und Marko E. Weigert, deren Konzept sich in der choreografischen Zusammenarbeit mit der ganzen Tanzkompanie bewährt. Als sie am Ende alle angekommen sind bei sich und auch die Kostüme so gut wie abgelegt haben, dann öffnet sich das wahre Wunderland, denn frei nach Joachim Ringelnatz ist überall Wunderland, sei es im Strumpfband der Tante oder irgendwo daneben (...)
Das neue Tanzstück »Wunderland - wie nächtliche Schatten« in Görlitz ist gelungen
(...) In Görlitz entdecken die elf Tänzerinnen und Tänzer dieses neuen Tanzstückes von Dan Pelleg und Marko E. Weigert ihre eigenen Wunderländer und begeben sich auf die Reisen ihrer Fantasien. Nicht zuletzt beziehen sich diese auch auf ihre eigenen Lebensreisen, die sie aus insgesamt sieben Nationen unterschiedlicher Kontinente nach Görlitz geführt haben (...)
(...) Zunächst sitzt da ein zierlicher Junge in der Ecke, nahe an den Zuschauern. An seinem Kostüm entdeckt man riesige Hände, die ihn einschnüren und einschränken, wogegen er vergeblich mit zuckenden Bewegungen versucht anzukämpfen. Es ist, als wollten wunderbare Fantasien diesen eingeschränkten Körper sprengen, als tobe in diesem jungen Mann ein Kampf, wovon die schmerzhaft wirkenden Zuckungen zeugen (...)
(...) Das ist nur eines von vielen Beispielen, wie in »Wunderland« die Tänzerinnen und Tänzer größtenteils aus der dunklen Tiefe des Grabens sich herauswagen und die Tür finden, die in jenen Tunnel führt, um dann darin ihre Bewegungen, ihre Töne, ihre Lebens- und Liebesformen zu finden (...)
(...) Und schon erlangt dieses Wunderland im Theater in Görlitz eigentlich weltweite Dimensionen. Da werden die Dimensionen der Wahrnehmung auf sich selbst und auf die anderen verrückt, und dann sind sie alle ein bisschen verrückt und wirken doch so ganz normal. Sei es, dass in manchen Variationen des Tanzes die Aufbrüche der Flower-Power-Bewegung beschworen werden, dass ein Tänzer mit aller Anstrengung versucht, aus seiner Haut zu kommen und dann doch ganz glücklich ist mit seiner Partnerin, weil darin Platz genug für beide ist (...)
(...) Zudem locken so verführerische Klänge durch die Auswahl der ganz unterschiedlichen Musik. Geht ja nicht aus dem Kopf: »My love is like a red, red rose« mit The Kingʻs Singers, noch dazu wenn ein so bewegend sensibles Duett getanzt wird. Auch im zeitgenössischen Tanz hebt man ab, da lassen die Tänzer einander schweben, in schönen Sprüngen als Momente der Freiheit (...)
(...) Aber in diesem Wunderland gibt es auch immer wieder freie, performative Momente. Dann bringen sich die Tänzerinnen und Tänzer sehr persönlich ein, dennoch geführt und geleitet von Dan Pelleg und Marko E. Weigert, deren Konzept sich in der choreografischen Zusammenarbeit mit der ganzen Tanzkompanie bewährt. Als sie am Ende alle angekommen sind bei sich und auch die Kostüme so gut wie abgelegt haben, dann öffnet sich das wahre Wunderland, denn frei nach Joachim Ringelnatz ist überall Wunderland, sei es im Strumpfband der Tante oder irgendwo daneben (...)
Foto: Marlies Kross
»Wunderland« - Hartmut Regitz - tanz
Dan Pelleg, Marko E. Weigert »Wunderland – wie nächtliche Schatten«
(...) Sind wir denn alle verrückt? (...)
(...) Voller Verweise, ist das »Tanzstück« gleichwohl ein freies Spiel der Fantasie. (...)
(...) immer wieder entdecken Pelleg und Weigert (unter ausdrücklich bekräftigter Mitarbeit aller Beteiligten) etwas Neues (...)
(...) Man muss schon etwas genauer hinschauen, um die oft ambivalenten Anspielungen mitzukriegen. So wie im »Soundtrackdesign« von Dan Pelleg folgt auch auf der Bühne eine Szene der anderen, ohne dass das Stück darüber jemals ins Stolpern gerät. Und wenn, geschieht das so virtuos, dass man dahinter immer die Absicht erkennt – und natürlich auch das erstaunliche Bewegungspotenzial des elfköpfigen Ensembles. Das Premierenpublikum reagierte jedenfalls begeistert auf das ebenso intelligente wie unterhaltsame Vexierspiel, das keine Verrücktheit auszusparen scheint. Selbst einen weißen Elefanten nicht. Auf Stelzen staksend, könnte er ohne Weiteres der surrealen Bildwelt eines Salvador Dalí entlaufen sein. (...)
(...) Sind wir denn alle verrückt? (...)
(...) Voller Verweise, ist das »Tanzstück« gleichwohl ein freies Spiel der Fantasie. (...)
(...) immer wieder entdecken Pelleg und Weigert (unter ausdrücklich bekräftigter Mitarbeit aller Beteiligten) etwas Neues (...)
(...) Man muss schon etwas genauer hinschauen, um die oft ambivalenten Anspielungen mitzukriegen. So wie im »Soundtrackdesign« von Dan Pelleg folgt auch auf der Bühne eine Szene der anderen, ohne dass das Stück darüber jemals ins Stolpern gerät. Und wenn, geschieht das so virtuos, dass man dahinter immer die Absicht erkennt – und natürlich auch das erstaunliche Bewegungspotenzial des elfköpfigen Ensembles. Das Premierenpublikum reagierte jedenfalls begeistert auf das ebenso intelligente wie unterhaltsame Vexierspiel, das keine Verrücktheit auszusparen scheint. Selbst einen weißen Elefanten nicht. Auf Stelzen staksend, könnte er ohne Weiteres der surrealen Bildwelt eines Salvador Dalí entlaufen sein. (...)
Foto: Marlies Kross
»Wovon man nicht sprechen kann« - Ines Eifler - Sächsische Zeitung
Tanztheater spricht über Unsagbares
Die Görlitzer Company macht zum Thema, was viele Zuschauer bewegt.
(…) Wie schon die vorherige Inszenierung »Wunderland« ist auch das aktuelle Tanzstück voller Farben und wunderschöner Klänge, zu denen sich die Tänzer in aller Anmut und allem Ausdruck, der Körpern möglich ist,
bewegen. (…)
(…) Das Stück erzählt parallel von diesen Beziehungen zweier Paare: eins am Anfang, in der Annäherung, das andere nach einer womöglich gewaltsamen Trennung, deutlich durch die Suche nach »Felix«, den die Tänzerin Naomi Gibson immer wieder angstvoll ruft. Die Entfaltung dieser beiden Beziehungen ist der rote Faden und der Anker für alle, die nach einer Handlung suchen. (...)
(...) Dazu gehört das traurig-verzweifelte Spiel des Tänzers Joan Ferré Gomez mit einer schwarzen Feder wie als Anklang an Schwanensees düstere Seite. Es gibt die Lust am Zerfleischen, am Verlust von Kontrolle und Selbstbeherrschung, als Zitronen, die anfangs zarten Duft verströmten, mit den Zähnen geschält, zerquetscht und hemmungslos verspeist werden. Amit Abend und der Tänzer Seung-Hwan Lee tanzen ein eindrucksvolles Stück, in dem sie sich in Marionetten zu verwandeln scheinen, gelenkte Wesen mit schmelzenden Knochen. Auch die Soli von Nora Hageneier oder Rafail Boumpoucheropoulos, dessen Figur in einer bedrückenden Choreografie von Gewalt und Grenzen durch Mauern und Steine erzählt, sind sehr berührende
Episoden. (…)
Ines Eifler, Sächsische Zeitung, 15.06.2019
Die Görlitzer Company macht zum Thema, was viele Zuschauer bewegt.
(…) Wie schon die vorherige Inszenierung »Wunderland« ist auch das aktuelle Tanzstück voller Farben und wunderschöner Klänge, zu denen sich die Tänzer in aller Anmut und allem Ausdruck, der Körpern möglich ist,
bewegen. (…)
(…) Das Stück erzählt parallel von diesen Beziehungen zweier Paare: eins am Anfang, in der Annäherung, das andere nach einer womöglich gewaltsamen Trennung, deutlich durch die Suche nach »Felix«, den die Tänzerin Naomi Gibson immer wieder angstvoll ruft. Die Entfaltung dieser beiden Beziehungen ist der rote Faden und der Anker für alle, die nach einer Handlung suchen. (...)
(...) Dazu gehört das traurig-verzweifelte Spiel des Tänzers Joan Ferré Gomez mit einer schwarzen Feder wie als Anklang an Schwanensees düstere Seite. Es gibt die Lust am Zerfleischen, am Verlust von Kontrolle und Selbstbeherrschung, als Zitronen, die anfangs zarten Duft verströmten, mit den Zähnen geschält, zerquetscht und hemmungslos verspeist werden. Amit Abend und der Tänzer Seung-Hwan Lee tanzen ein eindrucksvolles Stück, in dem sie sich in Marionetten zu verwandeln scheinen, gelenkte Wesen mit schmelzenden Knochen. Auch die Soli von Nora Hageneier oder Rafail Boumpoucheropoulos, dessen Figur in einer bedrückenden Choreografie von Gewalt und Grenzen durch Mauern und Steine erzählt, sind sehr berührende
Episoden. (…)
Ines Eifler, Sächsische Zeitung, 15.06.2019
Foto: Artjom Belan
»Aufbrüche« - 1. Philharmonisches Konzert - Jens Daniel Schubert - Sächsische Zeitung
Farbrausch in Tönen
Überzeugender Saisonauftakt der Neuen Lausitzer Philharmonie – mit einer neuen Chefdirigentin.
(...) »Aufbrüche« heißt das erste Philharmonische Konzert bei der Neuen Lausitzer Philharmonie. Es spannt den Bogen von Beethoven über den Spätimpressionisten Szymanowski bis zu Tschaikowski, von der Ouvertüre über ein virtuoses Violinkonzert bis zur großen romantischen Sinfonie. Am Sonnabend war es in Zittau erstmalig zu hören. Natürlich richteten sich die Blicke und die Aufmerksamkeit der Zuhörer im ausverkauften Theatersaal zu allererst auf die junge Frau am Dirigentenpult. Ewa Strusińska, die neue Generalmusikdirektorin, gab ihren Einstand als Chefdirigentin der Philharmonie. (...)
(...) Im folgenden Violinkonzert, das sich aus Anklängen der Volksmusik der in der Hohen Tatra beheimateten Goralen heraus zu breiten, vielschichtigen musikalischen Flächen entwickelt, zeigte sich Strusinska als sensible Begleiterin, mehr aber noch als konzertierender Partner des Solisten. Ihr »Instrument«, das Orchester, wetteiferte mit der Solovioline, beide setzten eigene Akzente und verschmolzen dann wieder zu einem großen, aus vielen oft kontrastierenden Melodien gewobenen Klangteppich. (...)
(...) Zunehmend war der Dirigentin auch der Spaß am Musizieren, ja die Freude am Spiel der Musiker anzusehen. Während das Orchester diese Impulse in berauschende Töne und differenzierte Interpretation der Musik umsetzten, erwiderte sie der Solist des Abends auch in Haltung und Ausdruck. Piotr Pawner ist ein ausdrucksstarker Geiger. In Szymanowskis zweitem Violinkonzert kann er ausdrucksvolles Spiel und technische Brillanz verbinden, gerade in der das einsätzige Stück teilenden Solokadenz vollbringt er frappierende Kunststücke klangvoller Mehrstimmigkeit auf seinem Instrument. Exemplarisch gabe von Grazyna Bacewicz, die aus einer eingängigen, volksliedhaften Melodie ein virtuoses Feuerwerk entwickelt. (...)
(...) In Tschaikowskis Sinfonie Nr. 4 entfalteten Dirigentin und Orchester dann große romantische Leidenschaft. Ewa Strusińska hat die Effekte, Steigerungen und Höhepunkte genau konzipiert und animiert ihre Musiker, sie auf den Punkt eindrucksvoll abzurufen. Wie sie das Pizzicato-Thema des dritten Satzes dynamisch aufbaut oder das Ringen des stückbestimmenden Fatum-Motivs mit dem Volksliedthema im vierten Satz auskostet, ist beeindruckend. Großer Applaus für das Orchester und die Dirigentin – auch vom Orchester. Der Aufbruch ist gelungen. (...)
Überzeugender Saisonauftakt der Neuen Lausitzer Philharmonie – mit einer neuen Chefdirigentin.
(...) »Aufbrüche« heißt das erste Philharmonische Konzert bei der Neuen Lausitzer Philharmonie. Es spannt den Bogen von Beethoven über den Spätimpressionisten Szymanowski bis zu Tschaikowski, von der Ouvertüre über ein virtuoses Violinkonzert bis zur großen romantischen Sinfonie. Am Sonnabend war es in Zittau erstmalig zu hören. Natürlich richteten sich die Blicke und die Aufmerksamkeit der Zuhörer im ausverkauften Theatersaal zu allererst auf die junge Frau am Dirigentenpult. Ewa Strusińska, die neue Generalmusikdirektorin, gab ihren Einstand als Chefdirigentin der Philharmonie. (...)
(...) Im folgenden Violinkonzert, das sich aus Anklängen der Volksmusik der in der Hohen Tatra beheimateten Goralen heraus zu breiten, vielschichtigen musikalischen Flächen entwickelt, zeigte sich Strusinska als sensible Begleiterin, mehr aber noch als konzertierender Partner des Solisten. Ihr »Instrument«, das Orchester, wetteiferte mit der Solovioline, beide setzten eigene Akzente und verschmolzen dann wieder zu einem großen, aus vielen oft kontrastierenden Melodien gewobenen Klangteppich. (...)
(...) Zunehmend war der Dirigentin auch der Spaß am Musizieren, ja die Freude am Spiel der Musiker anzusehen. Während das Orchester diese Impulse in berauschende Töne und differenzierte Interpretation der Musik umsetzten, erwiderte sie der Solist des Abends auch in Haltung und Ausdruck. Piotr Pawner ist ein ausdrucksstarker Geiger. In Szymanowskis zweitem Violinkonzert kann er ausdrucksvolles Spiel und technische Brillanz verbinden, gerade in der das einsätzige Stück teilenden Solokadenz vollbringt er frappierende Kunststücke klangvoller Mehrstimmigkeit auf seinem Instrument. Exemplarisch gabe von Grazyna Bacewicz, die aus einer eingängigen, volksliedhaften Melodie ein virtuoses Feuerwerk entwickelt. (...)
(...) In Tschaikowskis Sinfonie Nr. 4 entfalteten Dirigentin und Orchester dann große romantische Leidenschaft. Ewa Strusińska hat die Effekte, Steigerungen und Höhepunkte genau konzipiert und animiert ihre Musiker, sie auf den Punkt eindrucksvoll abzurufen. Wie sie das Pizzicato-Thema des dritten Satzes dynamisch aufbaut oder das Ringen des stückbestimmenden Fatum-Motivs mit dem Volksliedthema im vierten Satz auskostet, ist beeindruckend. Großer Applaus für das Orchester und die Dirigentin – auch vom Orchester. Der Aufbruch ist gelungen. (...)
»Rufe aus Nah und Fern« - 2. Philharmonisches Konzert - Karsten Blüthgen - Sächsische Zeitung
Blumen fürs Horn
(...) Das Publikum folgte dem schwungvollen Auftakt der Neuen Lausitzer Philharmonie unter Leitung ihres Ersten Kapellmeisters Ulrich Kern aufmerksam (...)
(...) Tillman Höfs, 1996 in Hamburg geboren, sorgte mit seinem Auftritt beim Deutschen Musikwettbewerb 2017 dafür, dass der Preis nach 33 Jahren wieder an einen Hornisten ging (...)
(...) Vielseitigkeit zeigte Höfs hier mit Mozart. An der Seite der sensibel begleitenden Lausitzer Philharmoniker sprudelte die Musik lebendig, ohne grell aufzutrumpfen. Da war ein befreit schwingender, dennoch verbindlicher Mozart zu hören (...)
(...) Marin Marais’ Bearbeitung eines altfranzösischen Tanzes entpuppte sich als heiter hüpfende musikalische Zugabe (...)
(...) Ulrich Kern brachte das Werk konturenscharf zu Gehör, ließ das Blech strahlen und die Bässe pochen. Das ultimative Gefühl von Weite des Opus 43 lässt sich mit einem so schlank besetzten Orchester und in Theaterakustik nicht generieren – ein Problem, mit dem die Lausitzer leben müssen. Der Beifall und das Stampfen des Publikums im ausverkauften Saal war ein klares Zeichen. Mehr von dieser frischen Farbigkeit! (...)
(...) Das Publikum folgte dem schwungvollen Auftakt der Neuen Lausitzer Philharmonie unter Leitung ihres Ersten Kapellmeisters Ulrich Kern aufmerksam (...)
(...) Tillman Höfs, 1996 in Hamburg geboren, sorgte mit seinem Auftritt beim Deutschen Musikwettbewerb 2017 dafür, dass der Preis nach 33 Jahren wieder an einen Hornisten ging (...)
(...) Vielseitigkeit zeigte Höfs hier mit Mozart. An der Seite der sensibel begleitenden Lausitzer Philharmoniker sprudelte die Musik lebendig, ohne grell aufzutrumpfen. Da war ein befreit schwingender, dennoch verbindlicher Mozart zu hören (...)
(...) Marin Marais’ Bearbeitung eines altfranzösischen Tanzes entpuppte sich als heiter hüpfende musikalische Zugabe (...)
(...) Ulrich Kern brachte das Werk konturenscharf zu Gehör, ließ das Blech strahlen und die Bässe pochen. Das ultimative Gefühl von Weite des Opus 43 lässt sich mit einem so schlank besetzten Orchester und in Theaterakustik nicht generieren – ein Problem, mit dem die Lausitzer leben müssen. Der Beifall und das Stampfen des Publikums im ausverkauften Saal war ein klares Zeichen. Mehr von dieser frischen Farbigkeit! (...)
»Weihnachtliches zum neuen Jahr« - 3. Philharmonisches Konzert - Karsten Blüthgen - Sächsische Zeitung
Höchst anspruchsvoll startete die Neue Lausitzer Philharmonie ins Jahr
(...) Wann steht hierzulande Stanislaw Moniuszko auf demProgramm? Die Handschrift der neuen Generalmusikdirektorin an der Neiße, Ewa Strusinska, ist unverkennbar. Mit Musik eines Landsmanns aus dem 19. Jahrhundert beginnt die Polin (...)
(...) Die Fantasieouvertüre »Bajka« gilt als eines der meistgespielten Werke Moniuszkos und bleibt dennoch eine Rarität. Strusinska dirigierte am Neujahrstag in Hoyerswerda mit ausladender, nie theatralischer Geste, dabei detailgenau, fordernd im Ausdruck, treibend im Tempo. So brach sie eine Lanze für dieses Menü fein ersonnener, delikat instrumentierter Melodien. Für derlei kompositorische Qualitäten steht noch mehr der eine Generation jüngere Russe Nikolai Rimski-Korsakow. Dieser destillierte aus seiner vieraktigen Oper »Die Nacht vor Weihnachten« 1903 eine halbstündige Suite (...)
(...) Strusinska machte Stimmungen nuancenreich hörbar (...)
(...) Mit Witold Lutoslawski folgte ein weiterer Pole, einer der bedeutendsten unter den Komponisten des 20. Jahrhunderts. Der 1991 unter Lutoslawskis Leitung uraufgeführte neunteilige Liederzyklus »Chantefleurs et Chantefables« entführt in eine surreale Welt der Blüten und Fabelwesen. Agata Zubel und Hartmut Krug erweckten im feinnervigen Zusammenspiel mit dem Orchester diese »Singenden Blumen und gesungenen Märchen« wunderbar zum Leben. Die Polin Zubel bediente mit ihrem geschmeidigen, intensiven Sopran das Ausdrucksspektrum von spielerischer Leichtigkeit bis zu wilder Ekstase. Krug, der als Schauspieler und Autor in Dresden lebt, sprach die Zwischentexte auf lockere, dabei berührende und gewinnende Weise. Jene, die lieber das Vertraute hören, kamen zum Ausklang des Konzertes mit Peter Tschaikowskis Nussknacker-Suite auf ihre Kosten. Einer leichtfüßigen, nicht eilenden »Ouverture miniature« ließ Strusinska bildhaft geschärfte Szenen folgen: einen im Spiel der Celesta schillernden »Tanz der Zuckerfee«, einen fegenden russischen »Trepak«, einen beseelt schwingenden »Blumenwalzer« mit kraftvoller Schlusssteigerung. Das Publikum in der Lausitzhalle dankte herzlich für diesen musikalisch anspruchsvollen Neujahrsimpuls (...)
(...) Wann steht hierzulande Stanislaw Moniuszko auf demProgramm? Die Handschrift der neuen Generalmusikdirektorin an der Neiße, Ewa Strusinska, ist unverkennbar. Mit Musik eines Landsmanns aus dem 19. Jahrhundert beginnt die Polin (...)
(...) Die Fantasieouvertüre »Bajka« gilt als eines der meistgespielten Werke Moniuszkos und bleibt dennoch eine Rarität. Strusinska dirigierte am Neujahrstag in Hoyerswerda mit ausladender, nie theatralischer Geste, dabei detailgenau, fordernd im Ausdruck, treibend im Tempo. So brach sie eine Lanze für dieses Menü fein ersonnener, delikat instrumentierter Melodien. Für derlei kompositorische Qualitäten steht noch mehr der eine Generation jüngere Russe Nikolai Rimski-Korsakow. Dieser destillierte aus seiner vieraktigen Oper »Die Nacht vor Weihnachten« 1903 eine halbstündige Suite (...)
(...) Strusinska machte Stimmungen nuancenreich hörbar (...)
(...) Mit Witold Lutoslawski folgte ein weiterer Pole, einer der bedeutendsten unter den Komponisten des 20. Jahrhunderts. Der 1991 unter Lutoslawskis Leitung uraufgeführte neunteilige Liederzyklus »Chantefleurs et Chantefables« entführt in eine surreale Welt der Blüten und Fabelwesen. Agata Zubel und Hartmut Krug erweckten im feinnervigen Zusammenspiel mit dem Orchester diese »Singenden Blumen und gesungenen Märchen« wunderbar zum Leben. Die Polin Zubel bediente mit ihrem geschmeidigen, intensiven Sopran das Ausdrucksspektrum von spielerischer Leichtigkeit bis zu wilder Ekstase. Krug, der als Schauspieler und Autor in Dresden lebt, sprach die Zwischentexte auf lockere, dabei berührende und gewinnende Weise. Jene, die lieber das Vertraute hören, kamen zum Ausklang des Konzertes mit Peter Tschaikowskis Nussknacker-Suite auf ihre Kosten. Einer leichtfüßigen, nicht eilenden »Ouverture miniature« ließ Strusinska bildhaft geschärfte Szenen folgen: einen im Spiel der Celesta schillernden »Tanz der Zuckerfee«, einen fegenden russischen »Trepak«, einen beseelt schwingenden »Blumenwalzer« mit kraftvoller Schlusssteigerung. Das Publikum in der Lausitzhalle dankte herzlich für diesen musikalisch anspruchsvollen Neujahrsimpuls (...)
»Interregio: Klingendes Dreiländereck« - 4. Philharmonisches Konzert - Karsten Blüthgen - Sächsische Zeitung
Sie schürft und schärft
Unter Ewa Strusińska musiziert ihre Neue Lausitzer Philharmonie Werke dreier Ländernachbarn.
(...) Nach Görlitz fährt längst kein Interregio mehr, doch die kürzlich an der Neiße angetretene Generalmusikdirektorin Ewa Strusińska dirigierte nun einen: »Interregio« heißt das vierte sinfonische Programm der Neuen Lausitzer Philharmonie, das am Freitag im Görlitzer Theater unter Leitung der Polin erstmals zu hören war (...)
(...) Das Drei-Länder-Programm, mit Raritäten bestückt, begann mit einem Konzert für Streichorchester von Grazyna Bacewicz (...)
(...) Strusińska brach eine Lanze für ihre Landsfrau und entfaltete dieses 1948 geschriebene Werk in seiner sprühenden Vielfalt (...)
(...) Das Publikum im Görlitzer Haus wurde von motorisch treibenden Klängen umweht – ein Duktus, der an Schostakowitsch erinnerte. Facettenreicher fiel der Solokonzertteil aus. Ana-Marija Markovina trat am Eröffnungsabend als glühende, leidenschaftliche Interpretin auf Chopins »Grande polonaise brillante« balancierte sie trittsicher zwischen Leichtigkeit und Prägnanz, ließ das Werk in der Ästhetik seines Entstehungskontextes aufgehen (...)
(...) Markovinas Herz ging auf bei Werken, auf denen Schatten liegen. Hier warb sie für das Klavierkonzert a-Moll von Robert Schumanns Gattin Clara. Gebettet zwischen virtuos rauschende Sätze liegt eine Romanze für Violoncello und Klavier. In Görlitz wurde sie hinreißend musiziert und mit einer anrührenden Geste abgerundet (...)
(...) Antonin Dvoraks siebente Sinfonie bildete ebenso den Schlusspunkt der aktuellen Staffel der Philharmonischen Konzerte in der Oberlausitz (...)
(...) Ewa Strusińska formte die gut halbstündige Sinfonie als straffgespannten Bogen. Ausdruck von Schmerz wurde überdeutlich, gerade im Kontrast zum lyrisch-lichten langsamen Satz, den die Dirigentin von den Holzbläsern ausgehend fantastisch entfaltete (...)
(...) Nicht nur einmal rückte sich die Polin am Pult die Brille zurecht. Dieser Abend bestätigte: Strusińska arbeitet schwer mit dem Orchester, dirigiert kraftvoll, mit bezwingender Geste, schürft und schärft. Das Resultat kann sich mehr als hören lassen (...)
Unter Ewa Strusińska musiziert ihre Neue Lausitzer Philharmonie Werke dreier Ländernachbarn.
(...) Nach Görlitz fährt längst kein Interregio mehr, doch die kürzlich an der Neiße angetretene Generalmusikdirektorin Ewa Strusińska dirigierte nun einen: »Interregio« heißt das vierte sinfonische Programm der Neuen Lausitzer Philharmonie, das am Freitag im Görlitzer Theater unter Leitung der Polin erstmals zu hören war (...)
(...) Das Drei-Länder-Programm, mit Raritäten bestückt, begann mit einem Konzert für Streichorchester von Grazyna Bacewicz (...)
(...) Strusińska brach eine Lanze für ihre Landsfrau und entfaltete dieses 1948 geschriebene Werk in seiner sprühenden Vielfalt (...)
(...) Das Publikum im Görlitzer Haus wurde von motorisch treibenden Klängen umweht – ein Duktus, der an Schostakowitsch erinnerte. Facettenreicher fiel der Solokonzertteil aus. Ana-Marija Markovina trat am Eröffnungsabend als glühende, leidenschaftliche Interpretin auf Chopins »Grande polonaise brillante« balancierte sie trittsicher zwischen Leichtigkeit und Prägnanz, ließ das Werk in der Ästhetik seines Entstehungskontextes aufgehen (...)
(...) Markovinas Herz ging auf bei Werken, auf denen Schatten liegen. Hier warb sie für das Klavierkonzert a-Moll von Robert Schumanns Gattin Clara. Gebettet zwischen virtuos rauschende Sätze liegt eine Romanze für Violoncello und Klavier. In Görlitz wurde sie hinreißend musiziert und mit einer anrührenden Geste abgerundet (...)
(...) Antonin Dvoraks siebente Sinfonie bildete ebenso den Schlusspunkt der aktuellen Staffel der Philharmonischen Konzerte in der Oberlausitz (...)
(...) Ewa Strusińska formte die gut halbstündige Sinfonie als straffgespannten Bogen. Ausdruck von Schmerz wurde überdeutlich, gerade im Kontrast zum lyrisch-lichten langsamen Satz, den die Dirigentin von den Holzbläsern ausgehend fantastisch entfaltete (...)
(...) Nicht nur einmal rückte sich die Polin am Pult die Brille zurecht. Dieser Abend bestätigte: Strusińska arbeitet schwer mit dem Orchester, dirigiert kraftvoll, mit bezwingender Geste, schürft und schärft. Das Resultat kann sich mehr als hören lassen (...)
»All Scottish!« - 5. Philharmonisches Konzert - Karsten Blüthgen - Sächsische Zeitung
Wo Dudelnnochfesselt
Die Neue LausitzerPhilharmonie und Dirigentin Ewa Strusińska entfachen Schottlandzauber
(...) »Großartig« ruft es am Samstag im Zittauer Gerhart-Hauptmann-Theater in den Schweif des Schlussakkords hinein (...)
(...) »An Orkney Wedding, with Sunrise« nannte der Brite Peter Maxwell Davies ein gut zehnminütiges Orchesterstück, entstanden 1985 in seiner Wahlheimat, den Orkney-Inseln. Diese wilde, mit Soli durchsetze Musik evoziert ein Hochzeitstreiben, das bis zum Morgen andauert. Sie spart nicht mit dem krönenden Schluss einer ausgedehnten Passage für Dudelsack. Solist Gunther Haußknecht im Kilt fesselte das Publikum im Handumdrehen (...)
(...) Was Paul Hindemith zur Uraufführung spielte und was hier Bratscher Felix Schwartz auf bravouröse Weise hören ließ, war feinfühlige Poesie, die Folklore und Jazz nicht meidet, aber auch das Unheil und die Unruhe ihrer Zeit reflektiert. Strusińska arbeitete diesen Tonfall sehr genau heraus und führte Solist und Orchester bruchlos zusammen (...)
(...) Das Werk, von Mendelssohns Schottlandreise 1829 inspiriert, war stringent und packend musiziert, es strahlte in Klarheit, statt im schottischen Nebel zu verschwimmen. Bravo! (...)
Die Neue LausitzerPhilharmonie und Dirigentin Ewa Strusińska entfachen Schottlandzauber
(...) »Großartig« ruft es am Samstag im Zittauer Gerhart-Hauptmann-Theater in den Schweif des Schlussakkords hinein (...)
(...) »An Orkney Wedding, with Sunrise« nannte der Brite Peter Maxwell Davies ein gut zehnminütiges Orchesterstück, entstanden 1985 in seiner Wahlheimat, den Orkney-Inseln. Diese wilde, mit Soli durchsetze Musik evoziert ein Hochzeitstreiben, das bis zum Morgen andauert. Sie spart nicht mit dem krönenden Schluss einer ausgedehnten Passage für Dudelsack. Solist Gunther Haußknecht im Kilt fesselte das Publikum im Handumdrehen (...)
(...) Was Paul Hindemith zur Uraufführung spielte und was hier Bratscher Felix Schwartz auf bravouröse Weise hören ließ, war feinfühlige Poesie, die Folklore und Jazz nicht meidet, aber auch das Unheil und die Unruhe ihrer Zeit reflektiert. Strusińska arbeitete diesen Tonfall sehr genau heraus und führte Solist und Orchester bruchlos zusammen (...)
(...) Das Werk, von Mendelssohns Schottlandreise 1829 inspiriert, war stringent und packend musiziert, es strahlte in Klarheit, statt im schottischen Nebel zu verschwimmen. Bravo! (...)
»Die Erde tanzt« - 7. Philharmonisches Konzert - Karsten Blüthgen - Sächsische Zeitung
In den Rhythmen der Welt
Die Neue Lausitzer Philharmonie beendet die Konzertsaison tänzerisch bis feurig.
(…) In Sichtweite der Sommerpause ist von Ermattung bei der Neuen Lausitzer Philharmonie nichts zu spüren. (…)
(…) Rachmaninows »Sinfonischen Tänzen« wurde Strusińska gerecht, indem sie die sinfonischen Dimensionen plastisch herausarbeitete. Wuchtig geschwungene Figuren des Orchesters standen neben zahlreichen, hinreißend gespielten Soli. Besonders harsch wurden die Kontraste im dritten Satz, einem schaurig-schönen Abgesang. (…)
(…) Höhepunkt des Abends wurde »Frozen in Time« des Israeli Avner Dorman. (…)
(…) Dem rasanten Einstieg folgten kurzweilige Stationen, stilistisch breit gefächert zwischen Jazz und Meditation, hier melodisch dominiert durch Xylophon und Marimbaphon, dort metallisch perkussiv. (…)
(…) Die britische Gastsolistin rückte für eine Zugabe an einer Stahltrommel an den Bühnenrand und versank mit dem hellwachen Publikum in hypnotisierenden Klängen.(…)
Die Neue Lausitzer Philharmonie beendet die Konzertsaison tänzerisch bis feurig.
(…) In Sichtweite der Sommerpause ist von Ermattung bei der Neuen Lausitzer Philharmonie nichts zu spüren. (…)
(…) Rachmaninows »Sinfonischen Tänzen« wurde Strusińska gerecht, indem sie die sinfonischen Dimensionen plastisch herausarbeitete. Wuchtig geschwungene Figuren des Orchesters standen neben zahlreichen, hinreißend gespielten Soli. Besonders harsch wurden die Kontraste im dritten Satz, einem schaurig-schönen Abgesang. (…)
(…) Höhepunkt des Abends wurde »Frozen in Time« des Israeli Avner Dorman. (…)
(…) Dem rasanten Einstieg folgten kurzweilige Stationen, stilistisch breit gefächert zwischen Jazz und Meditation, hier melodisch dominiert durch Xylophon und Marimbaphon, dort metallisch perkussiv. (…)
(…) Die britische Gastsolistin rückte für eine Zugabe an einer Stahltrommel an den Bühnenrand und versank mit dem hellwachen Publikum in hypnotisierenden Klängen.(…)